Zeitblüte: Mir reicht’s! Ich bin raus!
Eine Zeitblüten-Einsendung von Thomas, die ich mit seiner Erlaubnis hier veröffentlichen darf.
Thomas schreibt:
Ich habe 20 Jahre lang als Selbstständiger meine Zeit damit verbracht, Geld einzusammeln, um es dann wieder auszugeben, um mich dann mit Dingen zu umgeben, die eigentlich nicht wichtig zum Leben sind.
Mein Job hat mir Spaß gemacht und mich 10 Stunden täglich gefordert. Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man sich fragt: „Ist das alles?“
Das bisschen Freizeit, das mir geblieben ist, ist draufgegangen für Familie, Kind, Haus, Garten und mal ein bisschen die weite Welt besichtigen. Aber auch das war Stress.
Vor zwei Jahren habe ich umgedacht und beschlossen: Jetzt ist es Zeit für mich!
Niemand weiß, wie lange er lebt, wie alt man wird und dabei gesund bleibt. Es ist keinem vorherbestimmt und das Wichtigste im Leben ist Gesundheit und Zeit! Beides kann man nicht kaufen.
Ich habe mein Geschäft geschlossen, alles verjodelt, meine Ausgaben eingedampft, auf die wichtigsten Sachen wie Essen, Trinken, Schlafen, Wohnen und Autofahren beschränkt.
Jetzt hatte ich endlich Zeit für mich. Ich lass mich nicht mehr stressen und habe einen stabilen Blutdruck. Das Leben ist viel zu kurz, um es unbewusst zu vergeuden.
Ich genieße alles viel bewusster – egal, ob kurze Ausflüge, Spaziergänge, Freunde, Familie, Natur. Und was heute nicht geschafft wird, auch morgen kann ein schöner Tag sein, es zu erledigen.
„Was soll die ewige Jagd nach dem Geld?“
Was soll die ewige Jagd nach dem Geld? Man braucht zum Leben keine teure Uhr und keinen Luxus-Anzug – also ich nicht und wer es haben will, der soll weiter jagen. Ich bin raus!
Meine Zeitblüte ist nicht mehr der kleine Moment – ich gönne mir große Momente, bevor die Alzheimer und der Sensenmann mich erledigen.
Thomas R.
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Hallo Thomas,
Deine Worte haben mich sehr berührt. Gerade gestern dachte ich wieder, dass ich nur am Machen bin. Den ganzen Tag jage ich einem Termin nach dem anderen her. Und abends bin ich müde und fühle mich leer, denn für die Dinge, die mir Spaß machen, die ich gerne tu, nehme ich mir nicht die Zeit.
Aussteigen, etwas Grundlegendes im Leben ändern! Ja, das spricht mich an, gleichzeitig merke ich, dass da aber auch eine Angst dahinter steht. Denn dann laufe ich ja nicht mehr mit den anderen mit.
Ich freue mich für Dich, dass Du den Weg raus gefunden hast und mir und anderen zeigst, dass dies möglich ist. Danke!
Hallo Frau Yvonne,
ich habe ebenfalls vor 5 Jahren den Beschluss gefasst, mein Leben nicht mehr nach Geld und Karriere auszurichten und arbeite nur noch stundenweise, wohne in einem alten Bauernhaus weit ab von Großstadthektik.
Nun habe ich dabei auch die Kehrseiten der Medaille erfahren, die ich Ihnen zu bedenken geben möchte:
Viele Freunde, die so nicht denken wollen (und können), wenden sich ab. Wenn ihr Partner den Gedanken nicht mit lebt, kommt es unweigerlich zum Auseinanderleben!
Also ich genieße mein jetziges Leben, aber es kann auch ein bisschen einsam machen!!
Hallo Thomas,
vielen herzlichen Dank für diese Zeitblüte!!
Ich kann jeden Satz, jedes Wort von Dir nur bestätigen.
Genau das Gleiche habe ich ebenso getan, aus den gleichen Beweggründen heraus.
Ich wachte eines Morgens auf und wollte nicht mehr, ganz plötzlich, auch für mich völlig unerwartet.
So fuhr ich in meine Firma. Ich habe diese 17 Jahre aufgebaut und weiterentwickelt. Doch die Konsequenzen, positive wie beispielsweise viel Geld, obwohl auch die hinderlichen für eine gesunde Entwicklung, wie Du so gut beschrieben hast, wollte ich einfach kaum mehr.
Mir reichte es!
Meinen beiden vertrauten Sekretärinnen fielen die Augen aus dem Kopf, als ich eröffnete, dass es jetzt vorbei ist.
Ich verschenkte die Firma an meine 3 besten Mitarbeiter und die beiden Sekretärinnen.
Verschenkte 2/3 meines großen Hausinventares und warf noch viel weg.
Das mir Wichtige verstaute ich in einer sicheren Garage, packte 2 Koffer, meine Kreditkarte, etwas Bargeld und meinen sehr großen Hund.
Buchte ein Hunde-Ticket und eines für mich in ein weit entferntes außereuropäisches Land (spreche die Sprache perfekt) und meldete mich aus D-Land ab.
Der Moment, als der Zug aus dem Bahnhof der Stadt fuhr, die so viele Jahre meine Heimat war, war unbeschreiblich. Ich war frei!
Das hat mein Leben gerettet.
Heute bin ich jeden Tag zufrieden, ohne Reichtum und Statussymbole, dafür mit einem inneren Reichtum beschenkt, welcher sich nicht in Geld, Vermögen oder Besitz aufwiegen läßt.
Manfred
Hallo,
ich habe das alles nach vielen Jahren Ärger noch vor mir. Ich muss mich mit meiner Mutter, mit der ich zusammen die Firma habe, noch auseinandersetzen und danke Euch für diese positiven Berichte.
Es fällt mir etwas schwer, da ich einen anderen Plan hatte, aber nun ist es Zeit und ich muss “den alten Zopf” abschneiden, sonst macht es mich kaputt.
Ich hoffe, ich kann in einiger Zeit mich diesen positiven Beiträgen anschließen. Es ist schön zu lesen, dass ich nicht die Einzige bin, welche für die Hoffnung auf ein glücklicheres Leben die finanzielle Sicherheit aufgibt.
Danke, das gibt mir Mut und Zuversicht! Liebe Grüße und weiter so! :-)
Hallo Thomas,
viele denken wie Du, wenige trauen sich es zu tun! Gratulation, ein großer – vor allem befreiender Schritt!
Ich habe momentan auch eine “Auszeit” und merke, wie gut es tut, den elementaren Dingen nachzugehen, anstatt sich Zielen zu unterwerfen, die nicht wirklich die eigenen sind. Alles nur des Geldes wegen.
Ich behaupte, 2/3 unserer Zivilisationskrankheiten könnten ad hoc verschwinden, würde jeder einen “Schritt hinauswagen” und wieder zu sich selbst kommen. Es ist wohl weniger eine Frage des Könnens, als vielmehr die des Wollens und dem Ablegen unserer ganzen Ängste!
Sind wir nicht eh an einem Punkt angelangt, wo WENIGER die Devise für eine friedliche und gerechtere Welt sein muss?.
Hallo Thomas R.,
so wie Du würde ich auch gern leben. Aber womit verdienst Du jetzt Dein Geld? Gehst Du einer anderen Arbeit nach, oder lebst Du von Deinem Ersparten? Ich bin auch selbständig, aber wenn ich aussteige, kann ich nur zum Arbeitsamt gehen, um Alg 2 zu beantragen.
Beste Grüße
Thomas P.
Hallo Thomas,
der Gedanke ans Aussteigen ist ja sehr schön. Nur auch das muss man sich “leisten” können. Das tägliche Leben kostet nun mal Geld, selbst, wenn man auf jeglichen Komfort verzichtet. Schon allein Beiträge für die KV müssen erwirtschaftet werden und wer älter ist, kann sich nun wirklich nicht leisten aus der KV auszusteigen.
Aber auch ein eigenes Haus verursacht Kosten und von Luft und Liebe kann man sich bekanntlich auch nur ganz kurz ernähren :)
Andererseits sollte sich jeder Gedanken machen, inwieweit er das “Höher-Schneller-Weiter” unterstützen möchte. Es ist auch eine Leistung, einmal “Nein” sagen zu können und Aufträge auszuschlagen, auf Statussymbole verzichten zu können.
Es wichtig, die richtigen Menschen zur Seite zu haben, die gemeinsame Zeit gemeinsamen “Events” vorziehen, die das Gespräch und Ruhe gegen irgendwelche Berieselung tauschen möchten. Viele sind es sicher nicht, aber dafür bestimmt umso intensiver.
Kürzer treten wird für einige möglich sein – und ist bestimmt nachdenkenswert. Aussteigen wird sich nur für ganz wenige verwirklichen lassen.
Hallo Thomas,
ich wünsche Dir alles Gute in diesem neuen Abschnitt. Diesen Schritt und die Überlegungen hierzu kann auch ich gut nachvollziehen und stehe damit wahrscheinlich in einer ganz langen Reihe von Lesern und Vorrednern.
Allerdings würde mich interessieren, wie Du Dein bzw. das Leben von evtl. Angehörigen jetzt bestreitest.
Bislang hatten die meisten Aussteiger, die ich bei einem eigenen insgesamt 3 Jahre andauernden Versuch vor ca. 10 Jahren kennengelernt habe, eine materielle Grundlage, auf die sie zurückgreifen können. Diese Grundlage war und ist deren Sicherheit, über die sie bei Bedarf (Unfall, Krankheit, Hunger, Langeweile, etc.) verfügen können. Darüber hinaus konnten sich einige mit dem vorhandenen Startkapital ein Haus und ein Fahrzeug anschaffen und hatten somit gleich ein Heim und waren mobil.
Ich fände es hilfreicher, wenn die ganze Geschichte erzählt werden würde und nicht nur die nostalgische Seite, die zwar bei den meisten Lesern entsprechende Emotionen auslöst, aber insgesamt dann doch viel zu oberflächlich ist, um eventuell etwas daraus für sich selbst lernen zu können.
Spannend wäre es doch zu erfahren, ob und wie so etwas gelingen kann, ohne in seinem vorherigen Leben durch Erbschaft, Schenkung, Lottogewinn oder Spekulation zunächstmal für ein hohes Vermögen gesorgt zu haben.
Gruß
Matthias
Hallo Thomas!
Hallo Matthias!
Ich finde Deine ZeitBlüte sehr schön, Thomas, und sicher ist das einer der richtigen Wege zum Glück und ich wünsche Dir viel Freude bei jedem neuen Schritt.
Sehr gern stimme ich dem Kommentar von Matthias besonders zu, Du bringst für mich auf den Punkt, was ich auch vermisste: die ganze Geschichte, die Schattenseiten oder auch die günstigen Umstände, die einfach nicht jeder hat.
Ich selbst habe bisher weder eine Erbschaft gemacht noch diese zu erwarten, noch habe ich ein Unternehmen aufgebaut, ich halte mich als Angestellte lediglich über Wasser – und arbeite trotzdem mit echtem Engagement und mit Überzeugung, doch reicht es immer nur zur Grundausstattung, wenn ich das mal so formulieren darf.
Ich gebe mir Mühe, dennoch im Hier und Jetzt glücklich zu sein, ein klassischer Ausstieg ist nicht unbedingt mein persönliches Ziel, ich suche eher nach dem Ausstieg ins Jetzt, und habe auch meine Zweifel daran. Ist meine Konditionierung inzwischen zu gut oder bin ich tatsächlich zufrieden?
Froh bin ich jedenfalls über all die ZeitBlüten hier und über den stets inspirierenden Newsletter. Danke.
Frau KA aus Frankfurt/M
Vielen Dank für Ihren Beitrag, Frau KA! Freut mich, dass Ihnen die Zeitblüten und mein Newsletter gefallen!
Hallo zusammen,
ich habe alle Kommentare ganz interessiert gelesen. Ich wundere mich darüber! Wie bereits mehrfach zuvor gefordert wurde, WARUM Thomar R. keine genaueren Angaben zu den Wirklichkeiten des Aussteigens macht, bezüglich die normalen Kehrseiten, die wohl ein jeder zu erwarten hat bzw. zu bewältigen hat.
In vielem kann ich Yvonne, Barbara, Manfred, Andreas, Thomas P., Astrid, Matthias und Frau Ka nur zustimmen, wo bleibt die Antwort zu dem, ich zitiere Matthias:
Ich fände es hilfreicher, wenn die ganze Geschichte erzählt werden würde und nicht nur die nostalgische Seite, die zwar bei den meisten Lesern entsprechende Emotionen auslöst, aber insgesamt dann doch viel zu oberflächlich sind, um eventuell etwas daraus für sich selbst lernen zu können.
Spannend wäre es doch zu erfahren, ob und wie so etwas gelingen kann, ohne in seinem vorherigen Leben durch Erbschaft, Schenkung, Lottogewinn oder Spekulation zunächstmal für ein hohes Vermögen gesorgt zu haben.
Ich kann nur DITO sagen, zu dem, was Matthias beschreibt/erwartet und hoffe, wir alle erhalten aufschlussreiche Informationen, dafür wäre ich sehr dankbar – danke.
Mein Interesse dabei ist die Idee, nach Thailand auszusteigen, aber auch ich habe kein großes Budget irgendwo abrufbereit und ich möchte noch ca. 10 Jahre arbeiten, nicht unbedingt Vollzeit, es reicht mit ca. 5 Stunden täglich. Ich bin erst 53 Jahre jung, frisch, gesund, bereit aufzubrechen zu neuen Ufern, meinen Horizont zu erweitern, nachdem ich vor 3 Jahren nach Schweden ausgewandert bin, ist der nächste Schritt um einiges leichter. Auch weil ich es bevorzuge, im viel wärmeren Klima zu leben.
Viele liebe Grüsse an alle Mitintressenten und danke für die inspierenden Newsletter!
Gabriele
Evtl. informative Vorschläge bitte an Gaby.Morena@gmx.de senden, danke.
Hallo Gabriele und alle an der Diskussion Beteiligten,
ich muss mich wohl als “Aussteiger” bezeichnen. Hier die ganze Geschichte zu erzählen, würde sicher den Rahmen sprengen, aber in aller Kürze:
Ich hatte als selbständiger Berater viel Stress und ein Leben aus dem Koffer, das in Zügen, Hotels und Flughäfen stattfand. Irgendwann konnte ich nicht mehr, wollte nur noch schlafen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich eine sechsstellige Summe angespart (etwas, was wohl nicht viele Aussteiger mitteilen). Diese Summe ermöglichte mir eine langjährige Auszeit.
Ich verschenkte und verkaufte fast meinen gesamten Hausstand und zog in einen Wohnwagen (immerhin 8,6 m lang und damit wie eine kleine Ferienwohnung). Da ich fast 10 Jahre lang ein kleines Segelboot besaß, wusste ich, wie gerne ich auf kleinem Raum lebe, am liebsten mit “Zwei Hosen und drei Hemden”. Im Wohnwagen besitze ich nicht mehr viel, mich umgibt die Natur unmittelbar, ich blicke auf einen Wald und einen See.
Die nächsten Jahre war ich einfach nur “da”. Etwas, was man anderen nur schwer erklären kann. “Was machst du denn den ganzen Tag?” wurde ich oft gefragt. “Nichts”, antwortete ich. Verwunderte Blicke, denn nur Rentner und Kranke haben in unserer Gesellschaft das Recht, eine Zeit lang nichts zu tun.
Ich kam intensiv mit der Sinnfrage in Kontakt, fing an zu meditieren, was eine der einschneidensten Erfarungen meines Lebens werden sollte. Beim Meditieren tut man sehr konzentriert nichts und erschließt sich dadurch eine Seinserfahrung, die sich nicht in Worte fassen lässt und in unserer geschäftigen, zielorientierten Arbeitswelt auch keinen Wert besitzt.
Zudem zog eine “Zen-Meisterin auf 4 Pfoten” bei mir ein, eine Katze. Sie war eines Tages einfach da und entschied sich, zu bleiben. Sie zeigte und zeigt mir jeden Tag, wie man damit, nichts zu besitzen, komplett im Frieden und innerlich im Reinen sein kann. Als ihr Schüler übe ich noch an dieser inneren Vervollkommnung …
Inzwischen arbeite ich weider, weil das Geld weniger wurde und weil es sich “so ergeben” hat. Ein Freund baute ein Geschäft auf und ich wurde gebraucht. Inzwischen benötige ich das Geld von einem Job, er erfüllt mich aber nicht wirklich und ich suche nach beruflicher Veränderung.
Zu den Kehrseiten:
Es ist nach meiner Erfahrung vor allem die Frage nach der eigenen, inneren Zufriedenheit und Gelassenheit, die Akzeptanz dessen, was ist. Häufig hatte ich Momente, in denen ich an meinem Lebensentwurf gezweifelt habe: “Wieso habe ich nicht weitergemacht, Mietshäuser gekauft, “Wohlstand” entwickelt? Auch stoße ich bei manchen Menschen auf Ablehnung, als Wohnwagenbewohner wird man schon mal schief angesehen. Anders übrigens als Bauwagenbewohner, hier werden feine Unterschiede gemacht und ein Bauwagen gilt schon eher als romantische Alternative.
Immer noch habe ich einige Rücklagen, die mir aber keinen Lebensabend im Wohlstand gewährleisten werden. Ich habe einen gering bezahlten Job, der zumindest verhindert, dass die Rücklagen weiter aufschmelzen. Ich kann aber schon erkennen, was es heißt, in einem prekären Beschäftigungsverhältnis zu sein, dass einem einen bestimmten Lebensstil aufzwingt, auch wenn er wie bei mir frei gewählt ist.
Insgesamt aber gab und gibt es keine Verzweiflung über diesen Schritt. Ich denke, dass jeder Schritt “in die richtige Richtung” zu mehr innerem Frieden führt. Welches die “richtige Richtung” ist, muss jeder für sich selbst herausfinden.
Für mich ist es vor allem aber die Verbindung zur Natur und Schöpfung, die ich täglich erfahre und erlebe. Das Dasein erscheint mir oft wie eine Wunder, es sind die sogenannten Kleinigkeiten, ein windstiller Tag, das Prasseln der Regentropfen auf dem Dach, die große Wasseransammlung namens “See” vor meiner Tür.
Es ist ganz merkwürdig: Das bewusste Erleben dieses Wunders – so habe ich es oft erfahren – hat in unserer Gesellschaft keinen Wert. Damit fühle ich mich manchmal schon etwas alleine, obwohl es immer mehr Menschen gibt, die in Frage stellen, ob sie mit ihrer Karriere und viel Geld wirklich innerlich angekommen sind.
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich habe nichts gegen Karriere und Geld. Inzwischen wünsche ich mir sogar, wieder mehr Geld zu verdienen. Der Trugschluss ist zu glauben, dort sei man “angekommen”. Wir sind so sehr im Tun gefangen, so sehr darin gefangen zu glauben, dass uns Beruf und Besitz glücklich machen, dass wir uns nichts anderes vorstellen können. Das wahre Wunder geht dann an uns vorbei.
All das ist meine persönliche Sicht und Erfahrung und ich erhebe damit keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit.
Herzlichen Dank für Ihren wertvollen Erfahrungsbericht, Peter!
@Gabriele & Co
Der Grund, warum die meisten Menschen diesen Schritt nicht wagen, ist, dass sie zu viel darüber nachdenken und einen Fahrplan dafür wollen.
So geht das aber nicht, denn dafür sind wir Menschen nämlich viel zu verschieden und das ist ja auch gut so. Letztes Jahr bin ich über 5.000 km mit dem Fahrrad durch Europa gefahren, habe einfach mal das Geschäft geschlossen und nun sitze ich wieder zu Hause und alles ist wie vorher.
ABER unterwegs habe ich tausend Menschen getroffen, die auch von solch einer Auszeit geträumt haben … doch immer wieder hörte ich “Dafür habe ich keine Zeit”.
Und genau das ist der Punkt, wenn man sich die Zeit nicht nimmt, dann wird man sie auch nie haben.
Ich kann für mich nur sagen, die Monate Auszeit waren einfach nur toll und mein Jugendtraum wurde verwirklicht … und an meinem Leben zu Hause hat sich nichts geändert. Alles läuft genauso weiter wie vorher … nur in meinem Kopf strahlt die Sonne, denn ich habe mir die Zeit für mich genommen, einfach so, ohne weiter darüber nachzudenken!
Traut Euch, das Schlimme am Leben sind die verpassten Chancen …
Hallo Oliver.
Du schreibst, Du hättest Dein Geschäft einfach geschlossen. Schön, wenn das so leicht geht und nach Deiner Rückkehr alles wieder weiter läuft wie zuvor.
Aber einerseits kann ich mir nicht vorstellen, dass man ein Geschäft einfach mal für einige Monate schließen und dann nahtlos weiter betreiben kann. In der Zwischenzeit springen doch sicher etliche Kunden ab.
Zum anderen hast Du als Angestellter nicht die Möglichkeit, einfach mal so eine Auszeit zu nehmen. Das würde sicher keine Firma ohne Weiteres tolerieren. Und wer kann sich schon so locker vom Hocker den Verlust seines Arbeitsplatzes leisten, zumal wenn man schon etwas älter ist und nicht mehr so leicht einen neuen Job bekommt?
Hallo Thomas,
deine Geschichte lese ich, und es kommt mir stellenweise so vor als ob es meine Gedanken wären, die du wunderbar auf den Punkt gebracht hast.
Auch ich bin selbstständig und arbeite sehr viel und hart für mein verdientes Geld.
Weniger tun und dafür mehr Lebensqualität, das wäre auch für mich fein …
Jetzt frage ich mich nur, wie macht Thomas das?
Von was lebst du jetzt?
Wohnen kostet doch trotzdem und Lebensmittel und das Benzin gibts auch nicht umsonst. Dann wollen monatliche Versicherungen gezahlt werden, Kinder brauchen Materialien für ihre Ausbildung etc, usw.
Kannst du mir ernsthaft und konkret verraten, wie man diese finanziellen Ausgaben meistert und trotzdem so leben kann, wie du geschrieben hast?
Ja, wer kennt ihn nicht den Traum vom Aussteigen? Auch in meinem Kopf schwebt er herum. Allerdings – meine Kinder sind jetzt kurz vorm Studium und benötigen meine finanzielle Unterstützung wohl noch für mindestens 5 Jahre.
Deshalb – nicht Jedermann oder -frau (vielleicht noch weniger?) kann es sich leisten einfach so allem den Rücken zuzudrehen.
Auch ich habe schon gelernt, Dinge nicht zu tun, nur des Geldes wegen, nicht noch mehr zu arbeiten, nicht noch mehr Sachen zu machen, die eigentlich nur meine kostbare Zeit rauben, sondern das zu tun, was ich gern tue. Da jedoch meine Familie das mit Wichtigste in meinem Leben ist, fällt es mir leicht, auch die nächsten Jahre noch im “Alltagstrott” zu verweilen und dafür die finanzielle Absicherung zu erhalten, die mir dadurch ermöglicht wird.
Das Leben ist eben nicht nur schwarz oder weiß sondern – hoffentlich – bunt!
Hallo, Thomas,
einfach aussteigen, wenn man genug hat?
Wovon lebt man dann?
Auch das “nur leben” kostet Geld.
Schöne Gedanken – nicht praxismöglich!
Wallly
Die Erfahrung von Thomas finde ich sehr gut und sehr bezeichnend. Was mir in den Kommentaren auffiel, war (verständlicherweise) der allgemeine Fokus auf die existenziellen Probleme eines solchen Schrittes. Aber es braucht für Jeden die individuelle Lösung, bzw. den Fokus auf die Lösung anstatt auf’s Problem.
Doch ich finde es ebenfalls sehr lehrreich, zu lesen wie und welche Lösungen andere für sich gefunden haben.
Thomas hatte anscheinend das Glück, seinen Ausstieg schnell umsetzen zu können. Das funktioniert nicht bei jedem.
Meine Situation ist eine ganz andere. Ich habe schon vor vielen Jahren nicht mehr mitmachen wollen in einer Arbeitswelt, in der der Mensch in seiner Persönlichkeit und Individualität nichts zählt. Ich möchte mein Leben mit schönen Momenten und erfüllendem Tun füllen. Ich möchte bewusst und leben und SEIN, in dem ich meinem inneren Kompass, meiner Herzensstimme folge. Anstatt in Stress und Hektik sinnentleert eine Funktion zu bekleiden.
Ich wollte immer schon eine künstlerisch-gestalterische Tätigkeit ausüben.
Ich wollte immer schon die Möglichkeit haben, das tun zu können wo es mich innerlich hinzieht.
Ich möchte beruflichen und finanziellen Freiraum und Unabhängigkeit, aber kein Höher-Schneller-Weiter, sondern erfülltes, bewusstes SEIN.
Das hier sind meine Lösungen. Vielleicht kann manche/r Anregungen draus gewinnen:
Erst einmal war ich in einem beschränkenden Weltbild und ebensolchen Glaubenssätzen sowie im falschen, schlechtbezahlten Angestellten-Beruf ‘gefangen’.
In Sommerakademien, Gastsemestern an Uni’s, in Workshops, VHS-Kursen u.a., bildete ich mich in meiner Freizeit künstlerisch weiter, so wie es zeitlich und finanziell machbar war. Ein Vollzeit-Präsenzstudium war mir nicht möglich.
Meine Herzensstimme führte mich zu einer Ausbildung zur Persönlichkeitstrainerin. Ich spürte, da gewinne ich dringend benötigte Erkenntnisse und Fertigkeiten, um mein Leben zu ändern und auf mein Ziel zuzugehen.
Die Ausbildung war zeitlich und finanziell nebenberuflich gut machbar (Ratenzahlung und Wochenend-Unterricht).
Dabei lernte ich, wie ich die beschränkenden und nicht mehr zutreffenden Überzeugungen zu verändern. Für mich war das die Basis, um meinen Weg fortzusetzen.
Ich lernte, Vertrauen und Mut zu finden, mein Leben zu verändern und mich auf bisher undenkbares einzulassen.
Das war ein langer Prozess, der sich über Jahre hinzog. Manche kommen durch günstigere Voraussetzungen schneller zum Ziel, wie Thomas z.B.
Ich habe meine materiellen Ansprüche auf das reduziert was wirklich wichtig ist. Meine Arbeitszeit habe ich seit Jahren schon minimiert um mir möglichst viele Freiräume zu schaffen. Das funktioniert sogar als Single mit hohen Lebenshaltungskosten sehr gut. Ich habe keine Kinder, das macht mich natürlich freier.
Doch auch mit einen kleinen Hund geht das. Und meine Leidenschaft Motorradfahren kann ich mir ebenfalls ermöglichen.
Einschränkungen gibt es natürlich in jedem Lebensmodell.
Mein Preis für größere persönliche Freizeit, Entfaltungsmöglichkeit und Freiraum war und ist ein Lebensunterhalt, der gerade so reicht.
Wenn ich Ziele erreichen/mir Wünsche erfüllen möchte, ist meine Kreativität gefragt, wie ich das auch ohne viel Geld erreichen kann.
Lösungen:
Z.b. durch einen Tauschring. Oder durch Gebrauchtwarenkauf, zb. Baustoffe, Möbel. Oder damit günstig Dinge wie Möbel selbst herstellen. Zu Saisonzeiten finden sich viele Lebensmittel draussen in der Natur rechtmäßig erhältlich, Obst natürlich, aber auch Rettich oder Brennessel, Löwenzahn, Kräuter, Pilze…. die entsprechenden Bücher wissen das genauer als ich. Sehr viele Gegenstände die nicht mehr gebraucht werden, werden in entspr. Internet-Foren verschenkt.
Freizeitaktivitäten und kulturelle Veranstaltungen sind häufig auch kostenfrei oder auf Spendenbasis möglich.
Wo immer möglich, nutze ich jede Gelegenheit für Weiterbildung zu Themen die mich begeistern und erfüllen. Bezahlt oder auf sonstiger Tauschbasis. Es gibt immer wieder auch gute Gratis-Angebote, wenn man mit offenem Herzen und offenen Augen danach sucht oder fragt.
Mit jedem Annehmen-können gibt man auch dem Gebenden. Und es gibt immer Gelegenheit, selbst der Welt wieder etwas zurückzugeben. Sei es durch echtes anteilnehmen, wertschätzen, zuhören, oder mit praktischer Hilfe, einer Spende …
Vor eineinhalb Jahren fand ich durch mein Netzwerk die überraschende Möglichkeit für einen Quereinstieg in eine gestalterische Tätigkeit.
Ich arbeite seitdem 75 %, bei freier Zeiteinteilung vom Heimarbeitsplatz aus. Es ist ein kleines Filialunternehmen, wo es menschlich zugeht und die Bezahlung gut ist.
Damit bin ich meinem Ziel schon sehr nahe gekommen.
Durch diese Anstellung bin ich in der Lage, mich (wiederum nebenberuflich) als Grafikdesignerin auszubilden. In Form eines Online-Fernstudiums.
Die Qualifikation verschafft mir beruflich grössere Freiheit, ich bin nicht mehr zwingend auf eine örtliche Bindung und Anstellung (in unmenschlichen Firmenphilosophien) angewiesen.
Nach dieser Ausbildung kann ich ebenfalls nebenberuflich austesten, inwieweit ich den einen oder anderen Grafikdesign-Auftrag erfüllen kann um meinem Bedürfnis nach kreativer und persönlicher Entfaltung noch näher zu kommen. Ohne in ein materielles Hamsterrad abzurutschen.
Meine anvisierte Zielgruppe sind ‘Herzensarbeiter’ wie z.B. alternative Heilberufe, Persönlichkeitsentfalter, Energetische Coaches und alle, die die Menschen auf der Herzensebene ansprechen und unterstützen. Das macht mein existenzielles Schaffen sinnvoll.
Die Aussicht auf höheres Einkommen dadurch ist natürlich beruhigend, denn bei aller Minimierung sind manche zusätzlichen, hohen Ausgaben wie z.b. Autoreparatur, Tierarzt, Künstlerbedarf, Grafikdesignbedarf nötig, wichtig, und teils unvermeidbar.
Meine Lösung ist, einerseits solange möglich, angestellt zu bleiben (ggf. dort die Arbeitszeit zu reduzieren), bei freier Zeiteinteilung örtlich ungebunden im Homeoffice. Andererseits durch Design-Aufträge punktuell wenn nötig, mehr Geld einzunehmen. Grundsätzlich kann ich meine kostbare Lebenszeit und wertvolle Energie auf diese Weise werthaltiger anbieten und mir damit zeitliche Freiräume schaffen für das was wirklich wichtig ist.
Wenn ich wollte, fände sich auch die Möglichkeit währenddessen zu reisen oder sogar auszuwandern. Grundsätzlich kann ich meine kostbare Lebenszeit und wertvolle Energie auf diese Weise werthaltiger anbieten und mir damit zeitliche Freiräume schaffen für das was wirklich wichtig ist.
Zudem kann ich einen Internetshop gestalten, in dem ich meine künstlerischen Produkte anbieten kann.
Das was ich tue, sind meinen Herzenswünsche. Es hört sich vlt. viel an, doch es liegt an mir, die richtige Balance zu finden. Ich höre auf meinen Körper – der sagt mir genau, wann es zuviel ist. Mitunter ist Zeitdruck da, genauso oft kann ich mir ich viel Freiraum schaffen. Das energetische Selbstmanagement bleibt wohl immer eine gewisse Herausforderung.
Die künstlerisch-gestalterischen Projekte beflügeln mich und geben mir Energie. Zudem bin ich täglich mindestens 2 Stunden mit meinem Hund in der Natur, mache die Woche über 2 x Krafttraining, treffe Freunde und fahre Motorrad.
Viele Lösungen, Ideen, Anregungen, hilfreiche Übungen usw. fand ich in Büchern. Im Grunde ist “Wissen ist Macht” ein wichtiger Faktor, gepaart mit Kreativität, um die persönlichen Hürden zu meistern (oder den Weg drum herum zu finden).
So sehen also meine Lösungen und mein individueller Weg aus. Vielleicht kann Jemand daraus für sich ebenfalls Lösungen ableiten …
Herzliche Grüsse,
Sandra E.
Vielen Dank für Ihren ausführlichen Erfahrungsbericht und die Tipps!
Ein Hallo an alle!
Mal vorab zur Begrüßung eine kleine Vorstellung:
Mein Name ist Franz Wieser, bin 65 und war vom Beruf Schlosser- und Mechaniker-Meister mit eigener Werkstatt. Ich habe das Glück, dort zu wohnen, wo andere gerne ihren Urlaub verbringen – im schönen Tirol.
Nun zum Thema:
Auch ich bin mein Leben lang hinter dem Geld hergerannt. Nach meiner Berufsausbildung und der notwendigen Praxiszeit arbeitete ich einige Jahre als Fernfahrer, um das Geld für die beiden Meisterprüfungen zusammenzusparen.
Als dies geschafft war, wieder das gleiche Problem: Ich hatte zwei Meisterbriefe, welche zwar an der Wand gut aussahen, aber um damit Geld zu verdienen, brauchte man eine Werkstatt – und was soll ich sagen: Ich war halt schon wieder pleite! Also wieder rauf auf den Kutschbock und quer durch Europa und auch weit darüber hinaus.
Als das nötige Kapital vorhanden war, war mir auch das Glück hold und ich bekam eine eingeführte Werkstätte auf Leibrenten-Basis zu pachten.
Ich heiratete, ein Sohn und zwei Töchter im Jahresabstand, alle gesund – das Glück schien perfekt.
Da nicht nur die Familie wuchs, sondern auch der Betrieb, hatte ich den 12/14 Stundentag bald erreicht und auch ein großer Teil der Wochenenden wurde vom Betrieb “gefressen”. Ich hatte Spaß und Freude dran, arbeitete gerne und merkte gar nicht, dass nebenbei meine Familie langsam zerbröckelte. Meine Frau war so fair und wartete, bis unser letztes Kind seine Schulbildung abgeschlossen hatte und ließ sich dann sofort scheiden.
Zu dieser Zeit ging ich auf die 50 zu. Die Schuld hatte natürlich jeder, nur nicht ich. Ich war es nicht mal bereit einzusehen, als mein Sohn mir sagte, dass er gerne einen Vater gehabt hätte, der mit ihm zum Fußball gegangen wäre oder mal zum Fischen usw. Ich hatte ja allen Dreien schon mit 18 ein Auto gekauft und wir hatten unser Stammhotel in Jesolo – jedes Jahr einige Wochen. Ich kam halt nur Samstag, Sonntag vorbei – es waren ja nur 5 Autostunden von uns zu Hause.
“Jetzt erst recht” lautete von nun an meine Devise: einen noch größeren Betrieb, mehr Geld verdienen und auch viel ausgeben. Dass man da auch auf Partys gern gesehen wird, ist ja klar – dafür hatte ich plötzlich Zeit. Na klar, da ging’s ja erst um Mitternacht so richtig los – die Familien essen meist gegen 18 Uhr und da musste man ja noch das eine oder andere Geschäft durchziehen.
Mit 58 investierte ich nochmal kräftig in die Werkstätte. Ich wollte ja nicht so bald in Pension gehen, da ich meinen Lebensstil nicht ändern wollte und mir nicht vorstellen konnte, wie ich das alles mit einer Gewerbe-Pension finanzieren sollte.
Und dann, mit 61 das große AUS: Herzinfarkt mit Wiederbelebung und und und … Nach 9 Monaten war der führerlose Betrieb zerfallen und verschuldet.
Zwangsversteigerungen bringen bekanntlich meist das Mindestgebot und so blieb ich auf einem Berg Schulden sitzen. Die Konten von den Gläubigern geplündert, Auto versteigert und jene Gewerbe-Pension, von der ich mich so “gefürchtet” habe, ist auch noch mit einer Pfändung behaftet.
Und da sieht man plötzlich, wer wirklich ein Freund war und ist! Meine ehemaligen Mitarbeiter organisierten ein nettes, sparsames Kleinauto für mich, meldeten es auf einen von ihnen an und übergaben es mir mit einem Kuvert voller Tankgutscheine.
Ein “alter” Freund brachte mir ein super Mountainbike vorbei, welchem ich, so glaube ich zumindest, einen großen Teil meines heutigen guten gesundheitlichen Zustand verdanke. Da meine Mindestrente für große Sprünge sowieso nicht reichte, wurde ich zum Hobby-Radler.
Mit meiner heutige Lebensgefährtin teile ich mir die Grundkosten für Strom, Versicherungen usw. Und so kommt es, dass wir sogar manchmal eine Kleinigkeit für einen netten Kurzurlaub auf die Seite legen können.
Das Ganze ist, so glaube ich, wirklich eine ZEITBLÜTE, denn sie erblühte über Jahrzehnte, gedüngt mit viel Leid, das meine Familie schluckte, begossen mit meinem gesundheitlichen und betrieblichen Niedergang, und nun blüht sie genährt mit Zufriedenheit sowie Glück und Freude über Kleinigkeiten, welche ich früher gar nicht bemerkt hätte.
Zurückblickend möchte ich meine Meinung so darstellen:
Heute würde ich einen Beruf wie Koch oder Kellner erlernen, eventuell auf einem Schiff oder einer Bohrinsel das halbe Jahr arbeiten und den Rest des Jahres LEBEN.
Unter diesem LEBEN verstehe ich Folgendes: Wanderungen, wie z.B. den Jakobsweg gehen oder quer durch Österreich usw., mit dem Mountainbike zum Gardasee oder durch die Dolomiten, wohnen im Schlafsack und natürlich Selbstversorger – es gibt ja fast überall nach 17:00 Uhr reduzierte Waren. Mit der richtigen Ausbildung kann man unterwegs auch mal einige Tage bei einem Gasthaus oder so was ähnlichem arbeiten.
Man lernt auf solchen Touren unwahrscheinlich viele interessante Menschen kennen – vom Arzt über den Juristen, den Hamburger Zimmermann bis zum Lebenskünstler. Schaut doch mal, was soll der ganze Quatsch mit Kariere, Altersversorgung usw. Eine gesundheitliche Pechsträhne, Mobbing, politische Fehlentscheidungen usw., und alles ist futsch.
Auch wenn alles gut läuft, muss man sich ja immer noch fragen: Lohnt es sich wirklich, fast 50 Jahre zu schuften, um dann noch einige Jährchen zu haben? Ein alter Spruch lautet da: “Als junger Mensch rennt man mit der Gesundheit dem Geld nach und im Alter rennt man mit dem Geld der Gesundheit nach.”
Also mein Tipp für alle: aussteigen, loslassen und LEBEN, und zwar so, dass es lebenswert ist!
Einen Dank an alle, die meine Zeilen gelesen haben!
Ich wünsche euch allen eine schöne Zeit
Franz
Franz, danke für Ihre offenen Worte!
Hallo zusammen, hallo Franz.
Franz ich danke dir! Wirklich!
Ich komme ursprünglich auch aus Tirol und wohne jetzt seit über einem Jahrzent in Vorarlberg. Ich bin 30 Jahre jung, bin Tischler-Meister und habe mir in den letzten 6 Jahren einen eigenen Tischlerei-Betrieb aufgebaut. Nebenzu noch eine Beziehung mit einer wunderbaren Frau, alles wunderbar oder? NEIN!
Ich glaube, die meisten “Selbstständigen” bzw. “Unternehmer” wissen, was ich meine. Als Selbstständiger arbeitet man einfach selbst und das aber ständig. Und was kommt dabei raus: keine Freizeit, wenig soziale Kontakte (also privat) und die Beziehung geht auch den Bach runter. Also so war bzw. ist es zumindest bei mir.
Und jetzt sagt mein Kopf einfach STOP! Anfangs wollte ich es nicht wirklich wahrhaben, aber von Tag zu Tag verspürte ich das Bedürfnis, einfach auszubrechen. Aber Klarheit über meinen zukünftigen Weg hatte ich erst, als ich mir folgende Frage stellte:
Wenn ich einmal in einem Sterbebett liegen sollte und über mein Leben nachdenke, was möchte ich dann denken?
“Mensch bin ich froh, dass ich mein ganzes Leben gearbeitet habe?!” Also ich glaube, es gibt keinen Menschen auf der Welt, der sich sowas denkt. Nein ich möchte denken: “Verdammt nochmal hatte ich schönes und glückliches Leben!”
Und deswegen ist für mich klar, was ich mache. Nein, eigentlich ist es nicht klar, im Gegenteil! Ich habe überhaupt keine Ahnung was ich machen möchte! Aber genau das ist ja das Gute!
Das Einzige, was ich zu 100 Prozent weiß, ist, dass ich mein Leben auf gar keinen Fall so leben möchte wie in den letzten paar Jahren. Und deswegen, nochmal einen großen Dank an Franz. Durch seine Schilderung wurde ich einfach nochmal bestätigt! Das soll jetzt nicht beleidigend sein – ich glaube, er hat jetzt sein Glück gefunden. Jedoch möchte und werde ich nicht solange warten.
Auf Wiedersehen!
Christian
… mal sehen, wie lange die erarbeitete “Finalversorgung” reicht.
Hallo Thomas,
ich bewundere Dich für Deinen konsequenten Ausstieg. Deine Beweggründe kann ich sehr gut nachvollziehen.
Trotzdem könnte ich mir für mich keinen vollständigen Ausstieg vorstellen. Auch wenn ich mir vor einem Jahr selber einen jahrelangen Traum erfüllt und meinen Wohnort gewechselt habe. Mir war/ist aber weiterhin wichtig, dass ich in meinem Beruf tätig bin.
Ich wünsche Dir für Deine Zukunft weiterhin alles Gute!
Gruß
Barbara
Wie so viele war auch ich jahrelang unzufrieden in meinem Job. Gutbezahlt, in einem netten Team und nicht einmal allzu stressig, aber aus meiner Sicht sinnentleert.
Ob die Arbeit gemacht wurde oder nicht – ich hatte den Eindruck, es macht keinen wirklichen Unterschied. Ein Luxusproblem?
Als ich kurz davor war, die Arbeit auf 80 % zu reduzieren, um meine Lebenszeit nicht einfach nur in der Firma abzusitzen, bekam ich ein Angebot für einen neuen Job in einer anderen Firma. Er entsprach meiner Ausbildung und meinen Fähigkeiten. Ich hatte den Eindruck, mich dort entwickeln und gestalten zu können.
Leider kam alles ganz anders: Als Idealist gestartet, bin ich unter die Räder der firmeninternen Politik geraten, in denen es nicht darum ging, sinnvollen Mehrwert zu generieren, sondern Machtstrukturen zu festigen. Nach zweieinhalb Jahren wurde meine Position gestrichen und nun habe ich seit fast einem Jahr eine unfreiwillige Auszeit.
Ich könnte es mir finanziell erlauben, jetzt, mit 50 Jahren auszusteigen. Aber ist es das wirklich?
In der Realität empfinde ich es als schwierig, vom Leben der Menschen, mit denen man früher zusammengearbeitet hat, ausgeschlossen zu sein. Ich habe es eine Zeitlang genossen, Zeit für Reflektion zu haben, zu reisen, neue Perspektiven kennenzulernen. Auf die Dauer ist es für mich nicht befriedigend und ich wünsche mir sehr, die Möglichkeit zu bekommen, mit neuer Kraft und neuen Erkenntnissen wieder einzusteigen.
Aussteigen auf Zeit: ja! Für immer: Ich habe meine Zweifel …
Ich bin überzeugt, ein Wechsel zwischen Arbeitszeiten und Zeiten für Reflexion würde unserer Gesellschaft guttun.
Hallo Thomas,
ich gratuliere Dir zu Deiner Entscheidung. Vollständiger Ausstieg wäre für mich persönlich keine Alternative, da ich dafür zu gerne arbeite. Aber ich habe mich nach meinem Burn-out mit Depressionen 2013 beruflich und privat komplett verändert. Ersteres war mit sehr viel Unsicherheit und Angst verbunden, da ich beipielsweise auf sehr viel Gehalt verzichten musste. Dafür bereitet mir meine jetzige Tätigkeit sehr viel Freude, fahre zufrieden und glücklich nach Hause.
Respekt und Anerkennung für Deine Entscheidung. Vor allem aber: Genieße bewusst jeden Moment und koste diesen aus.
Alles Gute für die Zukunft
Wolfgang
Ihre Berichte und Newsletter lesen sich absolut wunderbar! Immer zur richtigen Zeit:-)
Weiter so …
Danke schön!
Zwischendurch mal ein Danke an alle für die bereichernden Kommentare!
Hallo Thomas,
meine Gratulation zu dieser Grundeinstellung und meinen Respekt aus den daraus gezogenen Konsquenzen.
Ich habe einen ähnlichen “Werdegang”, was die Einstellung betrifft. Die Konzentration auf das wirklich Wesentliche gibt mir persönlich sehr viel Kraft. Es “erdert”. Der Blick auf umgebende Umstände, Sachverhalte & Menschen schärft sich. Man bekommt schon in Gesprächen sehr genau mit, wer hier eine ähnliche “Ader” hat. Andere schauen nur unverständlich. Ich glaube das kommt Dir bekannt vor, oder?
Man bekommt auch eine vollkommen andere Ausstrahlung. Beruflich habe ich durch meine persönlich gezogene Konsequenz vielleicht 15-20 % weniger messbaren Erfolg. Im Umgang mit Kollegen und Kunden glaube ich, dass die verbleibenden 80 % dafür umso nachhaltiger sind.
Sollte ich oder mein Chef mir beruflich “den Stecker ziehen”, sehe ich der Zukunft gelassen entgegen. Es geht immer irgendwie weiter. Obwohl meine Familie auch nicht unbedingt “auf Rosen gebettet” ist.
Wünsche noch einen guten Wochenstart und viele neue & interessante Entdeckungen,
Guido
Eine wichtige Diskussion!
Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er sein Leben organisiert. Mir ist Geld schon seit langem nicht mehr wichtig. Ich habe in früheren Jahren sehr viel verdient und auch meine Familie blieb nicht unbedingt auf der Strecke: Frau und Kinder waren fest in mein Leben eingebunden und ich in ihres. Die Wochenenden waren IMMER für die Familie verplant. Und dennoch habe ich nach einer Weile bemerkt, dass viele Dinge Stress waren – vielleicht auch nur für mich.
Als die Kinder selbstständig waren, habe ich unser (das meiner Frau und meines) und dann meines allein überdacht und habe festgestellt:
Ich male nicht mehr (schon lange nicht mehr),
ich schreibe nicht mehr (nur noch sporadisch),
ich singe und musiziere nicht mehr.
Also habe ich mein Leben geändert. Heute verdiene ich als Selbstständiger so viel, dass es zum Leben reicht. Meine aktive Arbeitszeit ist langfristig geplant und ich “fahre” mein berufliches Engagement nach und nach zurück. So komme ich wieder an meine Staffelei, an meine Tastatur und an meine Instrumente … Und natürlich an die Menschen rings um mich herum!
Hallo zusammen,
ich finde die Berichte hier sehr interessant, selber denke ich (49 Jahre) seit einiger Zeit über einen Ausstieg nach, da ich mich immer mehr wie in einem Hamsterrad fühle.
Die Arbeit hat sich in den vergangenen 20 Jahren sehr verändert, die Anforderungen werden immer größer und das Ergebnis gefühlt immer schlechter.
Da ich allerdings noch ein paar Verpflichtungen habe (Kind im Studium, Haus noch nicht bezahlt), Dinge, auf die ich schon Wert lege, arbeite ich vorerst auf das Ziel hinaus, mit 55 Jahren aus dem Berufsleben auszusteigen. Ich kann im Moment nicht sagen, ob ich dann wirklich aufhöre.
Ich möchte auf keinen Fall unvorbereitet aussteigen, daher studiere ich mit großem Interesse die Erfahrungsberichte von Erfahrenen, sowohl die positiven Seiten, wie auch die negativen Seiten.
Aktuell versuche ich herauszufinden, mit wie wenig Geld meine Frau und ich klar kommen. Der Gedanke daran, irgendwann aufzuhören wann ich will, gibt mir Kraft dieses Ziel weiter zu verfolgen.
Allen die mit dem Ausstieg glücklich geworden sind herzlichen Glückwunsch, allen anderen noch viel Glück.
Gruß
Klemens
Hallo Klemens,
einen zeitlichen Horizont für den beruflichen Ausstieg anvisieren, ist für die Planung und letztlich die Umsetzung sicher sehr hilfreich.
Weitere Erfahrungsberichte sowie Tipps habe ich hier zusammengefasst:
» Sabbatical: Infos, Tipps und Interviews
Hallo Burkhard,
ich bin durch Zufall auf Deine Seite gelangt und ich finde diese SEHR empfehlenswert. Sie spricht viele Themen – wie sie eben sind – an. Keine Tabus.
Das Thema “Zeit für das eigene ICH” war und ist auch bei uns in der Familie ein großer Bereich geworden. Aufgrund gesundheitlichen Auswirkungen mussten wir vieles verändern. War hart, aber es geht – mit der Zeit kommt mehr positiver Nutzen raus. Man muss ihn nur finden, d.h. sehen wollen.
Gerade eben haben wir einen lieben Menschen verloren und nun wird erst recht wieder alles in Frage gestellt. Warum laufen wir im Hamsterrad? Lohnt sich dieser “Arbeitsaufwand”? Wie geht es mir dabei?
Es ist nicht nur um den beruflichen Aufwand – heutzutage ist auch das private Umfeld mit viel Aktivität bestückt. Im Management würde man sagen: Man setzt sich verschiedene Hüte auf.
Beruf / Weiterbildung / Sport / Politik / Ehrenamtliche Mithilfen / Kinder / Musik / ……
Also nicht nur beruflich das Umfeld ansehen, sondern auch die private Balance finden. Eine gute Mischung macht es.
Es steckt Arbeit dahinter: Es ist wie jedes Jahr mit dem Keller bzw. Dachboden. Dieser sollte 1x jährlich entrümpelt und die Frage gestellt werden: “Brauch ich das Teil noch? Wie oft hatte ich es in der Hand?” Und dann gibt es 3 Häufchen:
1. wird noch regelmäßig verwendet
2. brauch ich nicht, aber ich kann mich noch nicht trennen
3. weg damit – besetzt nur den Platz
In diesem Sinne – mach bitte weiter, ich freu mich über Deine News.
Danke Angelika
Danke Angelika!
Notwendige Veränderungen sind oft sehr hart, aber im Nachhinein resultiert daraus oft auch Positives, man muss es nur erkennen wollen – das sehe ich auch so!