Krankenkassenförderungen: Entspannung mit Krankenkassen-Zuschuss
In diesem Gastbeitrag gibt Carolin Wüllner Auskunft über Krankenkassenförderungen (in Deutschland) für Gesundheitskurse und beantwortet häufig gestellte Fragen. (Mehr über die Autorin am Ende des Beitrags.)
Prävention ist besser als teure Behandlungskosten. Diese Erkenntnis ist längst bei den deutschen Krankenkassen angekommen. Daher fördern sie Gesundheitskurse für ihre Versicherten.
Die gesetzlichen Krankenkassen, die im GKV Spitzenverband organisiert sind, haben sich deshalb auf einen Präventionsleitfaden geeinigt, der die größten Verursacher von Erkrankungen vermeiden soll. Dazu gehören: Bewegungsmangel, falsche Ernährung, Stress und Sucht.
»Der Leitfaden bildet die Grundlage, um die Versicherten zu unterstützen, Krankheitsrisiken möglichst frühzeitig vorzubeugen und ihre gesundheitlichen Potenziale und Ressourcen zu stärken.« [Quelle]
Was zahlt die gesetzliche Krankenkasse?
Einen Tag in der Therme fördert die Kasse leider nicht, dafür aber regelmäßige Kursangebote. Ziel eines jeden Kurses soll es sein, Ihnen ein Instrument an die Hand zu geben, das Ihnen in stressigen Zeiten sofortige Erholung bringt.
Wie viel eine Krankenkasse bezahlt, ist von Kasse zu Kasse unterschiedlich. Manche bezuschussen einen Pauschalbetrag pro Kurs, andere wiederum beteiligen sich prozentual. Einige Krankenkassen bieten sogar ein eigenes kostenloses Kursprogramm.
Die Krankenkasse zahlt ausschließlich Kurse von Anbietern, deren Qualität und Qualifikation durch die Zentrale Prüfstelle Prävention geprüft wurde.
Meist müssen Sie den Kurs beim entsprechenden Anbieter erst selbst bezahlen. Nach der Kursabsolvierung bekommen Sie eine Teilnahmebescheinigung, die Sie dann bei Ihrer Krankenkasse einreichen. So erhalten Sie den Zuschuss.
Eine regelmäßige Teilnahme am Kurs (mindestens 80 % Anwesenheit) ist Voraussetzung für die Kostenübernahme bzw. Kostenbeteiligung.
Welche Krankenkasse zahlt wie viel?
Die Unterschiede zwischen den Krankenkassen sind groß. Einige beteiligen sich mit 75 € pro Halbjahr, andere stellen ihren Versicherten bis zu 600 € im Jahr für Präventionsmaßnahmen zur Verfügung.
Auf der folgenden Website können Sie einsehen, welche Krankenkasse wie viel bezahlt. Falls Sie ohnehin überlegen, Ihren Anbieter zu wechseln, können Sie hier die Angebote vergleichen:
» Übersicht Krankenkassen, Zuschüsse für Gesundheitskurse
Und was zahlt die private Krankenkasse?
Die privaten Krankenkassen haben eigene Konditionen. Ob Ihre Kasse Präventionsangebote fördert, hängt zudem von dem Tarif ab, den Sie gewählt haben. Erkundigen Sie sich direkt bei Ihrer Kasse über mögliche Zuschüsse.
Wie finde ich einen kostenlosen/bezuschussten Kurs?
Am besten schauen Sie auf der Website Ihrer Krankenkasse nach, welche Gesundheitskurse sie in Ihrer Stadt und Umgebung fördert. Oder Sie rufen an und erkundigen sich.
Falls Sie z. B. einen Yogakurs machen möchten, fragen Sie direkt beim Yogastudio oder präferierten Kursanbieter nach, ob der Unterricht von der Krankenkasse anerkannt ist.
Welches Entspannungsangebot ist etwas für mich?
Die folgenden Entspannungsangebote werden in der Regel von den Krankenkassen gefördert. Finden Sie mit den Kurzbeschreibungen heraus, welches Entspannungsverfahren am besten zu Ihnen passt:
1. Progressive Relaxation (PR)
Die progressive Relaxation (PR) nach Edmund Jacobson ist eine körperliche Methode. Wenn Sie unter Stress stehen, spannen Sie – oft ohne es zu merken – unnötig Muskeln an.
Bei dieser Methode werden durch bewusstes Anspannen und darauf folgendes Entspannen bestimmte Muskelgruppenverspannungen abgebaut. Die Körperwahrnehmung wird verbessert, sodass Sie auch im Alltag schneller Verspannungen spüren und diese selbstständig lösen können.
Die progressive Muskelentspannung ist effektiv und einfach in der Durchführung und deshalb besonders für Menschen geeignet, die wenig Erfahrung mit Entspannungstechniken haben.
2. Autogenes Training (AT)
Hierbei handelt es sich um eine von Johannes-Heinrich Schultz entwickelte mentale Methode, die sie jederzeit und überall gedanklich durchführen können. Dabei entspannen Sie mittels Autosuggestion (Selbstbeeinflussung) Ihren Körper und Geist. Gedanken erzeugen Nervenimpulse und dies macht sich das autogene Training zunutze.
Bei dieser Entspannungsmethode erlernen Sie mehrere systematisch aufgebaute Wahrnehmungsübungen im Sitzen oder Liegen (z. B. Konzentration auf Schwere, Wärme oder Kühle in bestimmten Körperteilen). Dabei wiederholen Sie gedanklich mehrmals beispielsweise: „Mein rechter Fuß ist ganz warm.“ Sie stellen sich dabei vor, wie Ihr Fuß tatsächlich warm ist. Mit der Zeit können Sie die Wärme und die damit einhergehende Entspannung immer besser fühlen.
Anfangs braucht es für das autogene Training etwas Übung. Wenn Sie sich schwer konzentrieren können, benötigen Sie ggf. mehr Geduld und Durchhaltevermögen als bei der progressiven Relaxation, um Entspannung zu erreichen.
Der Entspannungseffekt der folgenden drei Methoden (Hatha Yoga, Tai Chi und Qigong) beruht auf der Kombination von Bewegung und Atmung:
3. Hatha Yoga
Yoga ist ein jahrtausendealtes Übungssystem aus Indien, das zum Ziel hat, Körper, Geist und Seele in Harmonie zu bringen. Hatha Yoga ist die bekannteste Yogaform. Sie verbindet
- Asanas (körperliche Übungen zur Stärkung und Dehnung der Muskeln und Reinigung der Organe),
- Atem- und Tiefenentspannungstechniken,
- gesunde Ernährung,
- positives Denken und Meditation.
Diese Yogaform kann langsam und entspannt, aber auch dynamisch und schweißtreibend praktiziert werden, je nach Bedarf und Typ.
In den meisten Yogakursen liegt der Fokus auf den Asanas und Atemübungen. Während der Übungen bleiben Sie ständig auf Ihrer Yogamatte. Die Yogaeinheit wird immer mit einer regenerierenden Endentspannung beendet.
4. Tai Chi (chinesisches Schattenboxen)
Sowohl Tai Chi als auch Qigong sind ruhiger und fließender als Yoga und lassen sich als „Meditation in Bewegung“ beschreiben. Beide Bewegungsformen wurzeln in der traditionellen chinesischen Medizin, nach der ein Mensch als gesund gilt, wenn die ihm innewohnende Lebensenergie Chi frei und ungehindert im Körper fließen kann.
Qigong und Tai Chi werden langsam ausgeführt und wirken dadurch entschleunigend.
Zu Tai Chi:
Im Mittelpunkt des Tai Chi-Trainings stehen genau festgelegte Abfolgen, die sogenannten Formen. Langsame und fließende Bewegungsabläufe aus der Kampfkunst mit bewusster Atmung helfen dabei, Blockaden zu lösen und das Chi fließen zu lassen. Die Übungen praktizieren Sie im Stehen und Gehen.
Um die Abläufe genau zu erlernen, braucht es Geduld, Ausdauer und hohe Konzentration, was sich positiv auf den Geist auswirkt.
5. Qigong
Qigong ist älter als das Tai Chi und bedeutet übersetzt Energiearbeit. Es sind einzelne Übungen, die man erlernt, um das Chi (Qi) zu fühlen und strömen zu lassen. Sie können es im Stehen, Liegen und auch Sitzen üben.
Sollten Sie (größere) körperliche Einschränkungen haben, ist Qigong von den drei genannten die sanfteste Methode. Auch bei chronischen Krankheiten findet sie Anwendung.
6. Multimodales Stressmanagement (Förderung von Stressbewältigungskompetenzen)
Stehen Sie sehr unter Stress und kommen mit Ihren eigenen Strategien nicht weiter, um Ihren Stress zu bewältigen? Dann bietet multimodales Stressmanagement eine wahre Erkenntnisreise.
Sie lernen nicht nur einfache Entspannungsverfahren, sondern auch, welche Situationen in Ihnen Stress auslösen und wie Sie damit besser umgehen bzw. diese vermeiden können. Diese Kurse sind besonders für Personen empfehlenswert, die sich ständig überfordert und unter Zeitdruck fühlen, sei es privat oder beruflich.
Welche Kurse fördert die Krankenkasse noch?
Neben den genannten Kursen zur Entspannung und Stressbewältigung fördert die Kasse noch Gesundheitskurse in folgenden Bereichen:
- Bewegung (z. B. Nordic Walking, Aquafitness, Rückenfitness, Pilates)
- gesunde Ernährung
- Förderung des Nichtrauchens sowie den gesundheitsbewussten Umgang mit Alkohol
Für Unternehmen, Schulen und Kindergärten
Die Krankenkassen bezuschussen außerdem gesundheitsfördernde Angebote in Bildungseinrichtungen und Firmen. Wenn Sie Interesse an einem Gesundheitsangebot in Ihrer Einrichtung haben, informieren Sie sich diesbezüglich bei Ihrer oder einer bekannten Krankenkasse.
Über die Autorin:
Carolin Wüllner arbeitet als Coach und Yogalehrerin mit Menschen, die unter Stress und körperlichen Beschwerden leiden. In ihrem Buch „YogaBreak – Überleben im Büro“ bringt sie auf humorvolle und praktische Weise Entspannung und Bewegung in den Arbeitsalltag. :