Ich trau mich nicht zu fragen

Ein guter Freund war für ein Jahr allein auf Weltreise. Als er wieder zurückkam, habe ich ihn gefragt, was er während dieser Zeit gelernt hat. Seine Antwort, sinngemäß wiedergegeben:

“Ich traue mich jetzt, mehr zu fragen, wenn ich etwas haben will. Früher habe ich stets überlegt, was der andere von mir denken könnte, oder dass die Frage vielleicht peinlich ist oder ich das Gewünschte ohnehin nicht bekomme. Aber mir wurde sehr schnell klar: Wenn ich nicht frage oder bitte, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 0 Prozent, dass mein Anliegen Gehör findet.

Wenn ich allerdings frage, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent, dass mein Wunsch erfüllt wird. Denn die gefragte Person kann entweder mit “ja” oder “nein” antworten. 

Und auf meiner Reise musste ich sehr oft meine Anliegen kommunizieren und Fragen stellen. Anfangs hatte ich häufig Hemmungen. Aber je öfter ich gefragt habe, desto mehr haben sie sich in Luft aufgelöst. 

Ich habe mir stets ins Bewusstsein gerufen: Wenn ich frage, besteht eine Chance von 50 Prozent, dass die Antwort “ja” ist. Hingegen liegt sie bei 0 Prozent, wenn ich nicht frage. Ich habe also nichts zu verlieren sondern kann nur gewinnen.”

Das also eine seiner Erfahrungen.

Es heißt auch so schön: “Fragen kostet nichts”. Und das stimmt auch – höchstens manchmal etwas Überwindung.

In diesem Zusammenhang fällt mir eine Aussage der Sängerin Madonna ein:

Die meisten Menschen haben Angst zu sagen, was sie wollen. Deshalb bekommen sie auch nie, was sie wollen.

Ich mache es trotzdem

Auch beim Fragen ist es wie so oft im Leben: Mit jeder Überwindung gewinnt man mehr an Sicherheit.

Sollte es Ihnen schwer fallen, auf andere Menschen zuzugehen, sie um etwas zu fragen oder zu bitten, vielleicht auch weil das kleine Männlein im Kopf sagt „Du traust dich ja doch nicht!“, dann antworten Sie ihm:

„Ich trau mich zwar nicht, aber ich mach es trotzdem – ätsch!“ :-)


5/5 – (4 votes)