Die Gute-Eigenschaften-Liste

Angeblich nach einer wahren Begebenheit:

Eine Lehrerin kam in eine laute Klasse. Weil sie die Kinder wieder zur Ruhe bringen wollte, gab sie ihnen eine Aufgabe:

Jeder sollte auf ein Blatt alle Namen der Mitschüler notieren. Die Kinder waren gespannt – es gab kein Murren. Als alle mit ihrer Mitschülerliste fertig waren, fuhr die Lehrerin fort:

„Schreibt bitte bei jedem dazu, was euch an ihm oder ihr besonders gefällt oder was ihr an dieser Person schätzt. Also nur positive Dinge!“

Die Kinder sahen sich schmunzelnd an und begannen, zu schreiben. Verstohlene Blicke wurden ausgetauscht.

Die Lehrerin nahm die Listen mit nach Hause und schrieb dann für jeden Schüler bzw. Schülerin ein eigenes Blatt. Dort listete sie alle positiven Eigenschaften auf, welche die Mitschüler notiert hatten.

Am nächsten Tag in der Schule verteilte sie die Zettel. Jeder bekam ein Blatt mit seinen von den Mitschülern genannten positiven Eigenschaften.

Manche der Listen waren über eine Seite lang. Jeder war stolz auf seine Liste.

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Für jeden Mitschüler eine Gute-Eigenschaften-Liste


Mehrere Jahre später

Jahre vergingen. Marc aus dieser Klasse war im Vietnam-Krieg gefallen. Die ganze Klasse kam zur Beerdigung. Die trauernden Eltern kamen auf die Lehrerin zu und zeigten ihr, was ihr Sohn in seiner Uniformjacke bei sich hatte. Es waren zwei abgegriffene Notizzettel – jene Liste aus der Schule. Die Lehrerin war sehr berührt.

Eine Mitschülerin von Marc, die das beobachtet hatte, zog aus ihrer Handtasche ihre Liste. Auch sie hatte diese „Gute-Eigenschaften-Liste“ immer bei sich.

Nun stellte sich heraus, dass auch die meisten anderen ihre Liste noch besaßen und einige sogar bei sich hatten.

Aus dem Buch „Hühnersuppe für die Seele“ – leicht geändert (Amazon).

Vielleicht sind Sie auch Lehrerin oder Lehrer? Lassen Sie Ihre Schüler mal so eine Liste erstellen. Diese wird wohl für die meisten wertvoller sein und besser in Erinnerung bleiben als so mancher Lernstoff.

Für einen geliebten Menschen …

Aber auch in der Familie kann man so eine Liste erstellen. Oder einfach für einen Menschen, der Ihnen viel bedeutet.

Schreiben Sie auf ein Blatt Papier, was Sie an diesem Menschen lieben und schätzen. Sie machen ihm/ihr mit Sicherheit eine große Freude.

Viele weitere Impulse finden Sie in meinem Zeitblüten-Buch (Herder-Verlag):

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Kommentare

  • juni

    Eine rührende Geschichte … fast wie aus einem kitschigen Drama. Ob sie echt ist, sei mal so dahingestellt.

    So etwas kann allerdings nach hinten losgehen, wenn sich in der Klasse Außenseiter befinden, die von den anderen gemobbt werden.

    Nicht alle Klassen haben einen solchen Zusammenhalt und wenn eine Person dann einen Zettel mit nur wenigen/keinen guten Eigenschaften bekommt, wird sie sich mies fühlen. Es ist ja nicht gesagt, dass die Kinder zu jedem etwas dazuschreiben und ob sie sich an die “nur positive Dinge” Regel halten.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Da haben Sie sicher recht. Hier ist natürlich auch die Lehrkraft gefordert. Diese kann in der Regel gut abschätzen, ob dieses “Experiment” auch in der eigenen Klasse funktionieren könnte. Sie sollte die Charaktere der Schüler und den Zusammenhalt in der Klasse recht gut kennen.

    • Andreas

      Hallo Juni,

      meine Freundin ist Grundschullehrerin und praktiziert diese Geschichte bei ihren Kindern.

      Dieses Jahr hat sie eine 3. Klasse mit vielen “Problem”-Kindern, die auch kein gutes Ansehen bei den anderen Kindern haben, aber wenn die Lehrerin/der Lehrer den Kindern klar aufzeigt, dass sie “gute Eigenschaften” für JEDES Kind aufsagen oder aufschreiben sollen, dann können und machen es die Kinder! Und wenn es nur ein Satz ist wie: “Björn versucht die anderen nicht zu stören.” (Name ist frei ausgedacht.)

      Das ist etwas Positives für ein Kind, das weiß, dass es ein Außenseiter ist. Bei Kindern, die gemobbt werden, weil sie dick sind oder eine Brille tragen etc., finden die Kinder genug positive Eigenschaften!

      Kinder können grausam sein, aber nur weil sie ihre Gefühle ehrlich in den Momenten ausdrücken, aber genauso gut können sie bezaubernd sein, wenn sie positive Gedanken über andere zum Ausdruck bringen.

      Aber natürlich will ich nicht damit sagen, dass es die Ausnahme der Regel gibt. Aber da bin ich sicher, dass die/der Klassenlehrer/in das einschätzen kann.

  • Vera

    Ich habe den Eltern meiner 3. Klasse als Hausaufgabe gegeben, sie sollen ihren Kindern zu Weihnachten einen Brief schreiben, was sie alles gut an ihnen finden. Bin gespannt, was die Kinder erzählen.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Schön! Sie können dann ja hier von den Erzählungen der Kinder berichten. Wäre interessant!