Tipps für den Umgang mit unterschiedlichen Gesprächstypen
In Meetings geht es manchmal zu wie auf einem Jahrmarkt.
Häufig liegt das an der mangelnden Disziplin der Gesprächspartner, zudem prallen dabei unterschiedliche Charakter aufeinander und natürlich spielt auch die Kompetenz der Gesprächsleitung eine Rolle.
Aber werfen wir mal einen Blick auf die unterschiedlichen Typen, die in einem Meeting auftreten können: Skeptiker treffen auf Optimisten, introvertierte Typen auf neugierige und kontaktfreudige Personen, die keine noch so intime Frage auslassen, schüchterne und zurückhaltende Menschen werden von Cholerikern niedergebrüllt und die, die wirklich etwas zu sagen haben, kommen nicht zu Wort.
Unterschiedliche Charaktere & diverse Interessen bieten häufig Konfliktpotenzial …
Eine kompetente Gesprächsleitung ist gefordert
Ein Meeting zu leiten ist nicht einfach und erfordert gewisse (Führungs-)Qualitäten. Je mehr Personen am Meeting teilnehmen, je unterschiedlicher deren Charaktere und je konfliktreicher die Gesprächsthemen, desto größer die Herausforderungen für den Gesprächsleiter.
Ein kompetenter Gesprächsleiter weiß auch um die unterschiedlichen Typen und vermag mit ihnen umzugehen.
Wenn auch Sie sich der Herausforderung einer Sitzungsleitung stellen müssen und noch wenig Erfahrung mit den unterschiedlichen Gesprächstypen und deren Besonderheiten haben, erhalten Sie im Folgenden einige Tipps.
Die Bezeichnung der 10 Typen sind bewusst „überspitzt“ gewählt, da sie dadurch einprägsamer sind und sich in der Praxis leichter identifizieren lassen.
1. Der Vielredner
Vielredner hören sich selbst gerne sprechen und neigen zur übertriebenen Selbstdarstellung. Sie besitzen zumeist ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und sind alles andere als schüchtern.
Mit ihrem Dauergerede werden sie von ihren Gesprächspartnern häufig als nervig empfunden, nicht zuletzt deshalb, weil andere kaum zu Wort kommen.
Umgang mit Vielredner
Sehen Sie sich mit einem solchen Vielredner konfrontiert, bringt es nichts, den Wortschwall geduldig über sich ergehen zu lassen und „ruhigere Zeiten“ abzuwarten.
Das gesprächige Gegenüber würde sich dadurch nur noch bestärkt fühlen und munter weiterplappern. Allerdings sollten Sie möglichst diplomatisch vorgehen.
Den Gesprächspartner taktvoll unterbrechen – das kann gelingen, indem Sie seine Aussagen aufgreifen und wiederholen. Damit vermitteln Sie ihm, dass Sie sein Gespräch aufmerksam verfolgen, nun aber selbst etwas zu sagen haben. Bringt das den Vielredner dennoch nicht zum Schweigen, dann sind feste Regeln für die gesamte Besprechung unvermeidbar.
Im Vorfeld erfahren dann sämtliche Gesprächsteilnehmer, wie sie sich zu verhalten haben. Man kann zum Beispiel die Vereinbarung treffen, sich per Handzeichen zu melden, wenn man etwas zu sagen hat. Auch das Vereinbaren einer festen Redezeit kann in einem solchen Fall sinnvoll sein.
2. Der Schweigsame
Es gibt Menschen, die halten sich in Gesprächen zurück und bringen sich nicht ein.
Umgang mit Schweigern
Als Leiter einer Besprechung sollten Sie diese Personen bewusst in die Diskussion miteinbeziehen.
Ist Ihnen der Grund für das schweigsame Verhalten nicht bekannt, dann können Sie gezielt nach den Gründen fragen – am besten in einem Vieraugen-Gespräch im Anschluss.
Kennen Sie die betreffende Person schon länger und wissen daher, dass es sich um einen von Natur aus stillen und vielleicht schüchternen Menschen handelt, dann ist es sinnvoll, dessen Selbstbewusstsein zu stärken. Sprechen Sie die Person direkt an und stellen Sie zu Beginn Fragen, die leicht zu beantworten sind – eine Art „Aufwärmen“. Hier ist eine gehörige Portion Feingefühl gefragt.
3. Der Phrasendrescher
Phrasendrescher reden viel und sagen im Endeffekt gar nichts. Denn sie beherrschen die Kunst, nichtssagende Inhalte in wohlklingende Worthülsen zu packen. Während der Laie hinter dem Geschwafel im ersten Moment Kompetenz vermutet, identifiziert der Kenner das Gerede als sinnlos.
Phrasendrescher trifft man häufig auch in der Politik an, vor allem wenn die entsprechende Person sich zu einer bestimmten Sache nicht konkret äußern will oder kann – hierin sind Politiker ja auch geschult. Die gewählten Begriffe sind schwammig und verallgemeinernd.
Umgang mit Phrasendrescher
Hören Sie einen Phrasendrescher reden und verstehen Sie nicht, was er Ihnen genau mitteilen möchte, dann scheuen Sie sich nicht davor, nachzufragen. Verlangen Sie nach einer konkreten Aussage, haken Sie nach!
4. Der Besserwisser
Zu den Besserwissern zähle ich jene Personen, die anderen ihr Wissen unbedingt auf unmissverständliche und in überheblicher Weise vermitteln müssen. Und dieses Wissen dann häufig auf eine Weise ausspielen, indem sie andere dabei bloß stellen.
Kritik verträgt ein Besserwisser nicht, seiner Fehler ist er sich nicht bewusst und wenn ja, würde er sie niemals zugeben.
Umgang mit Besserwissern
Um einen solchen Menschen in seinem Eifer zu bremsen, kann es sinnvoll sein, die Gruppe aufzufordern, zu der von ihm gemachten Behauptung Stellung zu beziehen. Dann bleibt ihm meist nichts anderes übrig, als sich der Übermacht der anderen Gesprächsteilnehmer zu beugen und sich mit deren Ansichten auseinanderzusetzen.
» Besserwisser → Wie umgehen? Tipps, Merkmale, Ursachen, Kontersätze
5. Der Optimist
Optimisten sind immer gut für ein Meeting. Denn wer positiv denkt, überträgt seine Stimmung häufig auch auf andere. Das wirkt motivierend und steigert den Erfolg der Besprechung. Schließlich geht es oftmals darum, nach einer Lösung für ein bestimmtes Problem zu suchen.
Umgang mit Optimisten
Lassen Sie den Optimisten so oft wie möglich zu Wort kommen und teilen Sie ihm eine Aufgabe zu, die ihn in den Mittelpunkt rückt.
Optimisten sollte man immer bewusst nach ihrer Meinung fragen und in die Diskussion miteinbeziehen.
6. Der Skeptiker
Skeptiker begegnen vielen Vorschlägen mit Ablehnung. Überall sehen sie Risiken und Gefahren. Mit ihrem Pessimismus trüben sie die Stimmung und wirken demotivierend. Als Grübler gehören sie zu der Sorte Mensch, die über alles intensiv nachdenkt und dabei insbesondere die negativen Aspekte berücksichtigt.
Umgang mit Skeptikern
Den Skeptiker sollten Sie gezielt nach seinem Standpunkt fragen. Auch wenn sich seine Meinung häufig als übertriebene Warnung herausstellt, zeigt sie doch oft heikle Punkte auf, die andere auf den ersten Blick nicht sehen und die es zu berücksichtigen gilt.
7. Der Ausfrager
Es gibt Menschen, die zeigen ihrem Gesprächspartner gegenüber kaum Zurückhaltung und bombardieren den Gesprächsführer mit allerlei Fragen, sodass dieser kaum Zeit findet, sein Anliegen vorzutragen.
In manchen Fällen fühlt sich der Redner sogar angegriffen, wenn klare und verständlich formulierte Aussagen dauernd hinterfragt werden.
Umgang mit Ausfrager
Hierbei kann es sinnvoll sein, die Frage an die Gruppe weiterzugeben. Im Idealfall teilt die Gruppe dem Ausfrager mit, dass es keine Unklarheiten gibt und man alles gut verstanden hat. Es kann sich aber auch eine Diskussion ergeben, die der Problemlösung durchaus dienlich ist.
8. Der Streitsüchtige
Manche Personen wollen sich im Rahmen einer Besprechung auf eine besondere Art beweisen. Sie suchen bewusst die Provokation, wissen auf jede Meinungsäußerung eine bessere, selbstsichere Antwort, die sie mit unnachgiebiger Härte verteidigen. Streitsüchtige Redner unterbrechen ihre Gesprächspartner inmitten des Satzes und machen diese verbal nieder, wobei es nicht selten laut zugeht.
Nach dem Motto „Wer am lautesten brüllt, hat gewonnen!“ übertönen diese Personen das Geschehen und versuchen damit, den Ton anzugeben.
Umgang mit Streitsüchtigen
Ist man mit einem solchen Streithammel im Gespräch, dann nützt es nichts, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Die Lage würde dadurch eskalieren. Bleiben Sie ruhig und sachlich und veranlassen Sie die Gruppe dazu, die Behauptungen der betreffenden Person zu widerlegen.
9. Der Unübertreffliche
Manche Menschen halten sich für unübertrefflich und ähneln in dieser Hinsicht ein wenig dem Besserwisser. Im Gegensatz zu diesem fühlen sich diese Typen ihren Mitmenschen haushoch überlegen, sodass man mit direkter Kritik sparsam umgehen muss.
Umgang mit dem Unübertrefflichen
Es ist schwer, im Schatten eines Unübertrefflichen gewinnbringend zu diskutieren. Haben Sie als GesprächsleiterIn Einwände vorzubringen, dann ist die „Ja-aber-Technik“ sehr hilfreich. Also setzen Sie vor Ihre Kritik immer zuerst ein „Ja“ und kontern Sie dann mit einem „Aber“-Satz.
10. Der Desinteressierte
Gleichgültigen Gesprächspartnern ist alles egal, sie sitzen ihre Zeit ab und warten, bis die Besprechung endlich vorüber ist.
Desinteressierte fallen im Rahmen eines Meetings nicht negativ auf, weil sie sich ruhig verhalten und sich keine Wortgefechte liefern. Sie geben ihre Meinung nicht preis und gehen jeglicher Konfrontation aus dem Weg.
Umgang mit Desinteressierten
Wenn möglich, sollte man als Gesprächsleiter den Grund für das Desinteresse herausfinden. Dann versuchen, auch diese Personengruppe in das Gespräch zu integrieren. Wenn Sie ein Beispiel aus dem Fach- oder Interessengebiet der Gleichgültigen geben, muntert das die betreffende Person dazu auf, sich aktiv am Gespräch zu beteiligen. Die Nachfrage nach deren Arbeit erzielt häufig die gleiche Wirkung.
Fazit
Natürlich sind diese Kommunikationstypen hier als Stereotype dargestellt, die Ihnen in dieser „Reinform“ eher weniger begegnen werden, sondern häufiger in einer Mischform.
Deshalb gibt es nicht das EINE Rezept im Umgang mit den diversen Gesprächstypen. Jeder Mensch ist anders, ein Individuum eben – und das ist gut so.
Um als GesprächsleiterIn erfolgreich zu sein, ist meiner Meinung nach eine Mischung aus (Fach-)Kompetenz, Empathie und Erfahrung gefragt. Insbesondere Empathie, also die Fähigkeit, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen.
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