Der Garten des Königs
Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard hat es einmal so formuliert: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Dazu passend diese Geschichte:
Vor langer Zeit, als die Menschen die Sprache der Blumen und Bäume noch verstanden, lebte ein König. Er besaß einen wunderschönen Garten, den er über alles liebte. Darin wuchsen mächtige Palmen, prächtige Weinstöcke, duftende Rosen, würzige Kräuter und unzählige bunte Wildblumen.
Bei seinen täglichen Spaziergängen machte der König Rast unter den schattenspendenden Mangobäumen, erfreute sich am betörenden Duft der Rosen, strich mit der Hand sanft über die Blüten der Veilchen, Margeriten und Mohnblumen.
Als er eines Tages das Gartentor durchschritt, erschrak er fürchterlich. Die Blumen ließen ihre Köpfe hängen, die Blätter der Bäume waren welk, die Weinreben hatten ihre Früchte zu Boden fallen lassen.
Der König eilte von Pflanze zu Pflanze, erkundigte sich nach der Ursache für ihr Leid und musste erfahren: Der Mangobaum ließ seine Blätter verdorren, weil es ihm nicht gelang, so hoch zu wachsen wie die Palme. Die Palme wiederum war untröstlich, weil sie keine süßen Früchte tragen konnte wie der Weinstock. Und der Weinstock hatte aufgegeben, weil es ihm nicht möglich war, zu duften wie die Rosen. Der gesamte Garten bot einen tristen Anblick.
Doch plötzlich entdeckte der König mitten darin ein Stiefmütterchen, das munter vor sich hinwuchs und seine bunten Blüten der Sonne entgegenstreckte.
„Wie ist es möglich, dass du so prächtig blühst, während die anderen Pflanzen verdorren?“, wunderte sich der König.
Das Stiefmütterchen gab ihm zur Antwort:
„Lieber König, ich dachte mir, dass du genau hier ein Stiefmütterchen haben willst. Sonst hättest du an meiner Stelle wohl eine Palme, einen Mangobaum, einen Weinstock oder eine Rose gepflanzt. Deshalb gebe ich mein Bestes und versuche das zu sein, was ich eben bin.“
Der König war von diesen Worten sehr angetan und gab sie an alle Pflanzen in seinem Garten weiter.
Verfasser unbekannt
Diese Geschichte stammt aus meinem Buch „BLÜTEZEITEN: Impulse für Entspannung & Lebensfreude“ (Herder-Verlag).
Erhältlich im Buchladen, online über die verschiedenen Buchhandlungen – z. B. hier direkt beim Herder-Verlag, beim sozialen Buchhändler buch7.de (der Anteile der Einnahmen an soziale, ökologische oder kulturelle Projekte spendet) – oder über Amazon.
Fazit Selbstannahme und Selbstfürsorge
Wenn wir uns um andere kümmern, anderen zur Seite stehen und gebraucht werden, kann das ungemein befriedigend sein. Vernachlässigen wir aber gleichzeitig unsere eigenen Bedürfnisse, besteht die Gefahr „auszubrennen“. Unser innerer Schutzschild wird geschwächt. Dann werden Entspannung und Lebensfreude immer mehr verdrängt. Gereiztheit, Antriebslosigkeit, Erschöpfung und Frustration nehmen zu.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns bei all unserem Engagement und unserer Hilfsbereitschaft selbst nicht vergessen.
Mögliche Gründe mangelnder Selbstfürsorge sind das übermäßige Verlangen nach Anerkennung, ein hohes Leistungs- und Pflichtbewusstsein, eine zu geringe Wertschätzung der eigenen Person („das habe ich nicht verdient“) …
Wenn wir der Selbstannahme und Selbstfürsorge wieder mehr Platz in unserem Leben gewähren, kann dies zu einer ganz neuen Lebensqualität führen.