Durchsetzungsvermögen trainieren & stärken → Tipps & Übungen
Menschen mit einer gesunden Portion an Durchsetzungsvermögen tun sich im Leben in vielen Bereichen leichter, da sie ihre Ziele und Interessen eher durchsetzen können.
Das Fundament für Durchsetzungsstärke bildet die Selbstsicherheit. Fehlt es an Selbstsicherheit, mangelt es in der Regel auch an Durchsetzungskraft.
Zuletzt aktualisiert: 26.03.2023
Mit Durchsetzungskraft Widerstände überwinden und sich entfalten
Durchsetzungsvermögen: Warum es so wichtig ist
Wer sich nicht durchsetzen kann, zieht oft den Kürzeren und muss mit Einbußen und Nachteilen rechnen.
Außerdem können Menschen, die sich nie durchsetzen, an Glaubwürdigkeit verlieren und sie werden weniger ernst genommen – das gilt insbesondere im Businessbereich. Sie werden häufiger ausgenutzt, weil sie sich nicht ausreichend zur Wehr setzen.
Personen mit Durchsetzungsvermögen hingegen setzen ihre Interessen leichter durch und erreichen eher ihre Ziele.
Das zeigt sich bereits im Kindergarten, auch später in der Schule und ist im Berufsleben nicht anders.
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REFERENZ: Übungen aus dem Downloadpaket werden u. a. von der KLINIK SGM LANGENTHAL (Psychotherapie & Psychosomatik) genutzt, um Patienten beim Erlangen von mehr Selbstsicherheit im Alltag zu unterstützen. Hilfe zur Selbsthilfe:
Die folgenden Tipps sind an diesem Beispiel angelehnt:
Sie müssen in eine schwierige Verhandlung. Sie wollen unbedingt Ihr Vorhaben durchsetzen. Allerdings wissen Sie, dass es bei den Verhandlungspartnern auf wenig Zustimmung stoßen wird.
Durchsetzungsvermögen stärken: 13 Tipps
1. Bereiten Sie sich vor
Wenn Sie unvorbereitet in die Verhandlung gehen, können Sie noch so selbstsicher auftreten, die Chancen auf einen positiven Abschluss bleiben gering.
Denn unvorbereitet bieten Sie den „Gegnern“ zahlreiche Angriffspunkte.
Kommen Sie einmal ins Schwanken, werden Sie auch im weiteren Verlauf der Verhandlung kaum festen Boden gewinnen.
2. Erklären Sie Ihre Vorhaben nachvollziehbar und präzise
Je nachvollziehbarer Ihr Vorhaben, je detaillierter Sie es formulieren, desto größer die Chance, dass Sie Ihre Interessen durchsetzen.
Betonen Sie insbesondere den Nutzen, den Ihre Intention auch für Ihre Gegenseite darstellt.
3. Signalisieren Sie Verständnis für die Gegenargumente
Es klingt paradox, aber gerade das Entgegenbringen von Verständnis erhöht die Akzeptanz durch Ihr Gegenüber. Wenn Sie sich erfolgreich durchsetzen wollen, müssen Sie sich auf Ihre Verhandlungspartner einstellen und ihnen aufmerksam und interessiert zuhören.
Signalisieren Sie Verständnis für deren Meinung und gehen Sie erst dann in die Offensive.
Zeigen Sie hingegen von Anfang an kein Verständnis für die Argumente der Gegenseite, dann besteht die Gefahr, dass Ihre Gesprächspartner sofort abblocken und sich Ihren Ideen und Ihrem Vorhaben für immer verschließen.
Wenn Sie Verständnis signalisieren, benötigen Sie in der Verhandlung häufig weniger Durchsetzungskraft.
4. Bringen Sie Ihre Emotionen ins Spiel
Ein Verhandlungsgespräch wird nicht nur durch sachliche Argumente, sondern auch auf emotionaler Ebene gewonnen.
Zeigen Sie Ihren Enthusiasmus und stehen Sie mit voller Begeisterung hinter Ihrem Vorhaben. Und wenn Sie beim Gegenüber ebenfalls die positive emotionale Ebene erreichen, dann haben Sie bereits viel erreicht.
Fragen Sie sich bereits bei der Vorbereitung, wie Sie die Verhandlungspartner emotional berühren können und legen Sie sich entsprechende Strategien zurecht.
Je besser Sie die Verhandlungspartner kennen, je mehr Sie von ihnen wissen, desto leichter lässt sich das „emotionale Anpingen“ gezielt steuern.
5. Definieren Sie klar Ihre Ziele
Damit Sie sich erfolgreich durchsetzen können, müssen Sie Ihr Verhandlungsziel genau (!) kennen, bevor Sie den Besprechungsraum betreten.
Nur wenn Sie Ihr Ziel im Fokus haben, wissen Sie, welche Entscheidungen wichtig sind und welche bzw. inwieweit Zugeständnisse möglich sind.
6. Vermeiden Sie den Konjunktiv
Auch Ihre Ausdrucksweise hat Einfluss darauf, ob Sie Ihren Willen durchsetzen oder nicht. Vermeiden Sie Formulierungen wie beispielsweise:
- ich könnte
- ich würde
- ich hätte
- eigentlich
- an und für sich
Mit dem Konjunktiv signalisieren Sie Unsicherheit, die Sie schwächt und Ihr Gegenüber stärkt.
Deshalb: Sagen Sie selbstbewusst, klar und ohne Umschweife, was Sie wollen.
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7. Stellen Sie (suggestive) Rückfragen
Wenn Sie nicht sicher sind, ob die Verhandlungspartner Ihre Argumente bewusst wahrgenommen haben, können Sie das mit Rückfragen feststellen – am besten suggestiv:
- „Sehen Sie auch diesen Nutzen?“
- „Was halten Sie von diesem Nutzen, von dieser Lösung, von dieser Erleichterung?“
Häufige Rückfragen halten die Konzentration bei Ihren Verhandlungspartnern aufrecht und können sie bei entsprechender suggestiver Formulierung positiv auf Ihr Vorhaben stimmen.
Auch diesen Punkt gilt es bereits bei der Vorbereitung zu berücksichtigen. Üben Sie also bereits vorab mögliche Rückfragen.
8. Sagen Sie Nein!
Die Durchsetzungsstärke zeigt sich nicht allein dadurch, eine bestimmte Position zu verteidigen und andere von Ihrem Vorhaben zu überzeugen.
Sie müssen auch im entscheidenden Augenblick „Nein“ sagen und diesen Standpunkt beibehalten.
Wenn Sie sich behaupten wollen, dann dürfen Sie nicht zu nachgiebig sein.
Denn Menschen, die ständig nachgeben, laufen Gefahr, dass man sie schamlos ausnutzt.
Auf die Frage, ob es Ihnen etwas ausmacht, wenn …, sollten Sie sich nicht scheuen, eine ehrliche und Ihren persönlichen Interessen entsprechende Antwort zu geben.
Freilich ist es hin und wieder sinnvoll, Kompromisse einzugehen, insofern sie für Sie mit keinem großen Nachteil verbunden sind.
9. Bleiben Sie höflich – aber bestimmt!
Auch wenn es nicht immer leichtfällt, aber bleiben Sie höflich und freundlich.
Beherrschung zeugt auch von Charakterstärke und Souveränität.
10. Üben Sie Ihr Durchsetzungsvermögen
Üben Sie täglich. Verzichten Sie z. B. nicht auf Ihr Recht, bloß um anderen einen Gefallen zu tun – was aber nicht heißt, ohne Rücksicht zu handeln.
Trainieren Sie in alltäglichen Situationen, in denen Sie üblicherweise schnell nachgeben, vielleicht auch aus Bequemlichkeit. Treffen Sie das nächste Mal auf diese Situation, verlassen Sie bewusst Ihre Komfortzone, bleiben Sie standhaft und setzen Sie Ihren Willen durch.
Allein diese kleinen Erfolgserlebnisse werden Sie anspornen, für weitere zu sorgen und damit Ihr Durchsetzungsvermögen zu steigern.
11. Zeigen Sie Kompromissbereitschaft
In manchen Situationen wird es nicht möglich sein, sich durchzusetzen. Machen Sie sich bewusst, dass Ihre Fähigkeit, Kompromisse einzugehen, genauso bedeutend ist wie Ihr Durchsetzungsvermögen.
Eine Balance zwischen diesen beiden Fähigkeiten zeugt von Charakterstärke.
Eine häufig gestellte Frage in diesem Zusammenhang:
Wie kann ich Kompromisse eingehen, ohne meine Ziele und Interessen aufzugeben?
- Klären Sie Ihre Prioritäten und definieren Sie für sich nichtverhandelbare Ziele – am besten vorab schriftlich.
- Listen Sie auch Alternativen und Optionen auf, um flexibel zu bleiben.
- Hören Sie dann z. B. in der Verhandlung aufmerksam zu, um die Perspektive der anderen Seite zu verstehen. So können bei Bedarf Kompromisse gefunden werden, die für beide Seiten akzeptabel sind und zumindest überwiegend Ihren Zielen und Interessen entsprechen. Perfekte Lösungen sind nicht immer notwendig.
12. Bleiben Sie einfühlsam
Je stärker Ihre Durchsetzungsfähigkeit (durch Üben) wird, desto eher kann dies von anderen als Dominanzverhalten wahrgenommen werden. Das kann dazu führen, dass manche Menschen negativ auf Sie reagieren oder Ihnen aus dem Weg gehen.
Bleiben Sie stets fair und einfühlsam.
13. Erfolge und Fortschritte messen
Um die Entwicklung Ihrer Durchsetzungsfähigkeit besser nachzuvollziehen, können Sie Feedback einholen – z. B. von vertrauten Personen, die Sie in entsprechenden Situationen beobachtet haben.
Zudem können die Erreichung Ihrer Ziele und die erfolgreiche Lösung von Konflikten als Maßstab dienen.
Auch ein Tagebuch bietet sich an. Darin reflektieren Sie Situationen, in denen Ihr Durchsetzungsvermögen gefragt war.
Ursachen für mangelndes Durchsetzungsvermögen
Ein geringes Selbstbewusstsein und Unsicherheit sind die Hauptursachen für eine mangelnde Durchsetzungskraft.
Nun kommen Menschen nicht mit einem geringen Selbstbewusstsein auf die Welt. Es gibt immer Gründe, warum wir so sind, wie wir sind. Jeder von uns hat seine eigene Biografie, seine prägende Vorgeschichte.
Ein schwaches Selbstbewusstsein resultiert stets aus unserem Selbstbild und aus eingefahrenen Glaubenssätzen, Denk- und Verhaltensmustern, die sich über mehrere Jahre gebildet haben.
Dabei werden Glaubenssätze früh durch das soziale Umfeld geprägt, insbesondere durch die Erziehung. Wenn bestimmte Vorwürfe durch die Eltern in Dauerschleife laufen – quasi negative „Mantras“ –, wirkt sich das unweigerlich auf das Selbstbild der Kinder aus.
Solche prägenden Vorwürfe können sein:
- „Das kann auch nur dir passieren.“
- „Aus dir wird nie etwas werden.“
- „Das verstehst du nicht.“
- „Das ist zu schwierig für dich.“
- „Das lernst du nie.“
- „Du bist unfähig.“
- „Da blamierst du dich nur.“
- „Du machst das immer falsch.“
- „Das kannst du nicht.“
- „Das schaffst du nicht.“
- „Was werden bloß die anderen von dir denken.“
Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen umso stärker zur Selbstkritik neigen, je mehr sie als Kinder von den Eltern kritisiert wurden.
Auch überängstliche Eltern können die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins ausbremsen, indem die Ängstlichkeit und Übervorsichtigkeit auf ihren Nachwuchs übertragen wird.
Aber nicht nur in der Kindheit und im Teenageralter entstehen negative Glaubenssätze und im ungünstigsten Fall sogar belastende Zwangsgedanken. Auch in späteren Beziehungen können sich neue entwickeln, wenn Sie z. B. von Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin permanent abschätzig und respektlos behandelt werden.
Durchsetzungsvermögen trainieren: eine Mentalübung
Die Fähigkeit, sich durchzusetzen und seine Interessen zu vertreten, ist nicht jedem Menschen in die Wiege gelegt.
Jedoch lässt sich mit regelmäßigem Üben Ihre Durchsetzungsstärke trainieren und steigern. Hierzu eine bewährte Übung:
- Listen Sie in Stichworten aktuelle Situationen auf, in denen Sie sich mehr Durchsetzungskraft wünschen.
- Notieren Sie in weiterer Folge, wie Sie in der jeweiligen Situation mit einem starken Durchsetzungsvermögen reagieren würden.
- Malen Sie sich dann intensiv die jeweilige Situation in Gedankenbildern aus. Stellen Sie sich konkret vor, wie Sie reagieren.
Wichtig: Verknüpfen Sie diese Bilder möglichst mit Emotionen. Nehmen Sie den Stolz wahr, den Sie verspüren, nachdem Sie Ihre Wünsche und Interessen durchgesetzt haben. - Dieses Niederschreiben und Visualisieren manifestiert die starke Handlung in Ihrem Kopf. Das ist die ideale Voraussetzung, um dann bei Bedarf entsprechend zu reagieren.
KOMMEN SIE NOCH HEUTE INS TUN, damit Sie mehr Durchsetzungsstärke erlangen. Das gelingt Ihnen mit dem Downloadpaket. Es enthält unter anderem gezielte Übungen (inkl. Übungskärtchen) und eine Anleitung für ein wirksames Training zu einer nachhaltigen Steigerung Ihres Selbstbewusstseins:
Andere als Kontrahenten zu sehen, führt langfristig gesehen kaum zum Ziel. Ein Problem bei der Durchsetzung ist, dass man immer auch von anderen Menschen abhängig ist. Man könnte sich zwar mit den beschriebenen Tipps besser durchsetzen, muss aber mit den Konsequenzen leben können.
Grundvoraussetzung für die Durchsetzung ist, dass man seinen eigenen Standpunkt überhaupt kennt und richtig benennt. Wenn der andere nicht weiß, was man will, ist die Verhandlungsbasis schlecht. Alles weitere ist aber davon abhängig, ob man sich es leisten kann, den anderen ggf. als Verlierer dastehen zu lassen. Die Sache ist leider nicht so einfach wie beschrieben.
Stimmt! Den eigenen Standpunkt sollte man schon kennen, wenn man sich durchsetzen möchte. Ansonsten ginge es beim Durchsetzen wohl nur darum, dem Gegenüber nicht recht zu geben, unabhängig davon, welchen Standpunkt dieser vertritt.
Wenn Sie das grundsätzlich so sehen – sich also durchzusetzen, egal welchen Standpunkt der andere vertritt –, werden aber Kompromisse unmöglich.
Vielleicht sehen Sie die Sache etwas zu eng und in Richtung entweder/oder, er oder ich, Sieg oder Niederlage?
Woraus genau schließen Sie, dass ich den Standpunkt „Entweder/Oder, Sieg/Niederlage“ vertrete?
Dem ist nämlich nicht so! Wenn, dann eher den Standpunkt „Sowohl/Als auch“ (sowohl Durchsetzen als auch Kompromisse eingehen) – denn es kommt immer auf die Umstände, auf die Situation an: Es gibt Situationen, die einen Kompromiss verlangen, dann wiederum solche, in denen mehr Durchsetzungskraft hilfreich ist.
Auch wenn das Beispiel etwas weit hergeholt ist: Ich nehme an, Sie würden auch lieber von einem Anwalt mit hohem Durchsetzungsvermögen vertreten werden als von einem mit geringer Durchsetzungskraft.
Der Titel des Artikels lautet nun mal „Durchsetzungsvermögen trainieren …“. Es geht also darum, wie man sein Durchsetzungsvermögen steigern kann und weniger darum, wie man Kompromisse eingeht!
Natürlich sind oft Kompromisse notwendig – meist auch sinnvoller als den eigenen Standpunkt auf Biegen und Brechen durchzusetzen. Allerdings fällt es Menschen mit keinem/wenig Durchsetzungsvermögen schwer, die eigenen Wünsche und Interessen zu vertreten, weshalb sie meist auch den Kürzeren ziehen und häufig sogar ausgenutzt werden. Und genau diesen Personen kommt eine gesunde Portion Durchsetzungsvermögen zugute!
Aber es geht oft nicht nur um die persönlichen Interessen, die Durchsetzungsvermögen verlangen – Durchsetzungsvermögen ist auch im Zusammenhang mit den Anliegen der Menschen oder Institutionen gefragt, für die eine Person verantwortlich ist: beispielsweise ein Auftragnehmer (ver)handelt im Sinne seines Auftraggebers, ein Arbeitgeber auch für seine Mitarbeiter, der Vater für seine Familie, …
Letztlich kommt es aber immer auf die Situation und die Umstände an!
Vielen Dank, Herr Heidenberger!
Ich fand diesen Beitrag für mich persönlich sehr hilfreich und lesenswert. Ich hätte meine Bedürfnisse in der ein oder anderen Situation gerne mehr durchgesetzt, dazu fehlte mir aber stets die Übung bzw. der Antrieb und letztlich die charakterliche Veranlagung. Meist bemerkte ich sehr schnell danach, dass ich mich mehr hätte einbringen müssen.
Ich hoffe von Ihrem Artikel in Zukunft profitieren zu können.
Beste Grüße
Gertrud Dörr
Freut mich, dass Ihnen der Beitrag gefällt, Frau Dörr!
Wer sich mit diesen Themen befasst, hat zumeist eben ein Problem damit – nun möge man sagen: “Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!”. Leider ist das alles andere als leicht. Die Analyse bei mir ist klar – tiefenpsychologisch exploriert und als richtig erkannt. So weit so gut.
Über 60 Jahre eigentlich immer nur für andere gelebt, von Kindes Beinen auf dazu erzogen, dass der “Nächste” und sein Wohlergehen das ist, was meine Aufgabe zu sein hat. Egoismus war per se schlecht und des Teufels. Da verlernt man, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu haben und zu akzeptieren, geschweige denn Träume oder Visionen für sein eigenes Leben.
Und nun? Mit der Therapie bin ich ja soweit – und trotzdem hat sich nicht viel geändert. Nach wie vor hänge ich an dieser Stelle fest und an der Umsetzung dieser Verhaltensänderung scheitere ich aber so was von genial – falle ständig in die gleichen Verhaltensmuster zurück und komme weder mit noch ohne Therapie an diesem Punkt nicht einen Zentimeter weiter.
Weder kann ich eine Bitte um Hilfe abschlagen, noch kann ich meinen Standpunkt durchsetzen, sondern versuche nachzugeben, um möglichst schnell einen (für mich dann faulen) Kompromiss zu erreichen, noch kann ich überhaupt konstruktiv streiten – wenn es zum Streit gekommen ist, dann war das dann das Ende der Kommunikation oder Beziehung. Streit ist für mich IMMER destruktiv und NIE konstruktiv gewesen. (Stimmt zwar nicht ganz, aber gefühlt so in etwa…)
Über 60 Jahre dann “falsch gelebt” – irgendwie eine für mich kaum lösbare Situation…
Danke für Ihren offenen Erfahrungsbeitrag, Matthias!
Eine Änderung von eingefahrenen – auch und insbesondere über mehrere Jahre durch die Erziehung geprägten – Gedankenmustern und daraus resultierenden Verhaltensweisen ist sicherlich alles andere als einfach.
Es ist schon mal ein wichtiger und richtiger Schritt, dass Sie sich zu einer Therapie entschlossen haben, auch wenn sie bisher vielleicht noch nicht Ihre Erwartungen erfüllt hat. Eine Therapie oder auch eine Selbsthilfegruppe können auf alle Fälle zu einer „Umkehr“ dieser eingefahrenen Verhaltensmuster beitragen.
Vielleicht finden Sie auch in der folgenden Zeitblüten-Einsendung von Leserin Pirko einige unterstützende Gedanken und Impulse. Darin berichtet sie ebenfalls von belastenden Verhaltensmustern (geprägt durch das Elternhaus) und wie sie wieder einen Weg zu mehr Selbstliebe gefunden hat:
» Zeitblüte von Pirko: Mein Weg zur zurück zur Selbstliebe
ich war immer ein sehr durchsetzungfähiger mensch und stieß dabei immer wieder an die grenzen anderer. es ist wie mit dem pokern, dir bringen gute karten absolut nichts, wenn dein gegenspieler aussteigt und das spiel nicht mitspielt.
krasses beispiel: wer mit seiner freundin zusammen zieht und das wohnzimmer unbedingt rot haben will, sie es aber blau, der kann sich sicher durchsetzten, muss aber dann damit leben, dass die freundin sagt, dass sie nicht mit einzieht.
ich hab irgendwann begriffen, dass durchsetzen oft gleichzusetzen mit egoismus ist und der einstellung, auf keinen fall auf der verliererseite zu stehen oder weniger abzubekommen als andere und habe damit viele menschen in meinem leben ausgenutzt, um erfolge gebracht und weh getan.
heute, mit 43, sehe ich durchsetzung beinahe auf einer linie mit arroganz, als negative charaktereigenschaft. es gibt nur nachgeben, kompromiss und willen durchsetzen. wer keine balance zwischen diesen 3 elementen hinbekommt, wird sich keine freunde machen.