Das Rätsel des König Akbars
Der weise König Akbar war es leid, dass sich seine Minister häufig stritten. Es waren zwar kluge Minister, die sich aber gegenseitig bremsten und damit auch den Fortschritt im Land von Akbar.
Da rief Akbar eines Tages seine Minister zu sich. Er zeigte mit der Hand auf eine gespannte gerade Schnur und forderte die Minister auf:
„Seht ihr diese Schnur? Eure Aufgabe ist es, sie zu kürzen, jedoch ohne sie zu verknoten oder auseinanderzuschneiden. Und ihr dürft sie auch nicht berühren. Kürzt sie auf eine andere Art und Weise!“
Die Minister blickten wortlos auf die Schnur, rieben sich den Bart und grübelten, wie die Schnur gekürzt werden könnte, ohne abgeschnitten oder berührt zu werden. Selbst den Klügsten unter ihnen wollte keine Lösung für diese schwierige Aufgabe einfallen.
„König, das ist nicht möglich!“, sagten sie. „Kein noch so kluger Mensch kann dieses Rätsel lösen.”
Da erhob sich der König, nahm wortlos eine zweite, längere Schnur und spannte sie neben die erste. Durch diese zweite, längere Schnur wurde die erste verkürzt ohne verknotet oder abgeschnitten worden zu sein.
„Seht her!“, sagte der König. „Wir sollten die Meinung eines anderen weder antasten noch beschneiden, sondern nur unsere eigene Schnur daneben spannen. Dann möge der andere entscheiden, was länger und was kürzer, was besser oder schlechter ist. Wir sollen nicht für den anderen entscheiden, wir sollen ihm nur unsere eigene Wahrheit darlegen.“
Verfasser unbekannt
Mir gefällt diese Geschichte deshalb gut, weil sie recht gut veranschaulicht, wie wir mit den Meinungen anderer umgehen sollten. Auch wenn es nicht immer leichtfällt.