8 + 5 zauberhafte Kinder-ACHTSAMKEITSÜBUNGEN

Immer mehr, immer höher, immer schneller – ein Leistungscredo, das in unserer schnelllebigen Zeit nicht nur Erwachsene, sondern auch schon Kinder überfordert.

Zu dieser Überforderung trägt zudem häufig die Reizüberflutung (u. a. durch die digitalen Geräte und elektronischen Unterhaltungsmedien) maßgeblich bei.

Kinder finden immer weniger die für sie so wichtigen Momente, in denen sie zur Ruhe kommen, entschleunigen, sich selbst und ihre Umwelt bewusst wahrnehmen können – kurzum: in denen sie achtsam sind.


Diese bewährten Übungen fördern bei Kindern nicht nur die Achtsamkeit, sondern sie tun ihnen gut und machen ihnen Spaß – ideale Voraussetzungen für eine nachhaltige positive Achtsamkeitsentwicklung.

Die Übungen eignen sich sowohl für jüngere Kinder (Kita, Kindergarten) als auch für Schulkinder (Grundschule) – bei Bedarf können sie entsprechend angepasst werden.

Die folgenden Übungen sind aus dem ZEITBLÜTEN-Downloadpaket, das neben einem umfangreichen E-Book und einer Trainingsanleitung auch Übungskärtchen enthält (→ alle Infos zum Downloadpaket ACHTSAMKEIT FÜR KINDER – hier klicken).

8 einfache Achtsamkeitsübungen für Kinder

Übung 1: Punktgenau zielen

  1. Tippen Sie mit dem Finger auf eine beliebige Stelle am Körper Ihres Kindes (es hat die Augen geschlossen).
  2. Es soll mit seinem Finger möglichst genau auf die Berührungsstelle deuten.
  3. Wiederholen Sie diesen Vorgang mit weiteren Berührungsstellen.

Mit dieser Übung können Sie die Körperwahrnehmung Ihres Kindes verbessern, indem es Berührungsstellen „erfühlen“ soll. Besitzt Ihr Kind eine gute Körperwahrnehmung, dann wird es ihm leichtfallen, punktgenau die jeweilige Stelle zu treffen.

Tipp:

Jüngeren Kindern gefällt die Vorstellung, dass sie bei dieser Übung ein Marienkäfer sind, der seine Punkte aufgemalt bekommt. Alternative Übungsbezeichnung: Fingerpunkte, Marienkäfer.

Als Variante können Sie Ihr Kind an zwei Stellen gleichzeitig oder hintereinander an mehreren Stellen antippen.

In der Gruppe (z. B. Schule oder Kita) durchgeführt:

Ein Kind sitzt in der Mitte eines Sesselkreises und schließt die Augen. Nun steht ein anderes Kind möglichst geräuschlos auf und tippt dem in der Mitte an eine Körperstelle. Dieses soll mit geschlossenen Augen erraten, von wem es berührt und zeigt auf die Stelle, wo es angetippt wurde.


Übung 2: Steine sammeln – Steine zerstreuen

  1. Begeben Sie sich mit Ihrem Kind an einen Ort, wo es Steine findet. Das kann der heimische Garten sein, ein Flussufer oder eine felsige Stelle in der Natur.
  2. Sammeln Sie gemeinsam verschiedene Steine.
  3. Betrachten Sie die gesammelten Steine ganz genau. Jeder Stein ist anders.
  4. Ihr Kind soll mit den Fingern die Oberfläche abtasten, dann daran riechen. Meist duften sie nach Erde und Kalk.
  5. Vielleicht finden Sie einen gemeinsamen Lieblingsstein, der besonders schön geformt ist oder eine außergewöhnliche Farbe besitzt.
  6. Beginnen Sie dann, die gesammelten Steine wieder zu zerstreuen, und zwar ruhig und bedächtig. Den ausgewählten Lieblingsstein nehmen Sie mit nach Hause und Ihr Kind darf ihn an einer Stelle in seinem Zimmer platzieren. Beim Erblicken des Steines werden Sie sich beide stets an diesen Tag erinnern.

Diese Achtsamkeitsübung macht Kindern in der Regel besonders großen Spaß.

Alternative Übungsbezeichnung für jüngere Kinder: Steine-Spiel

In der Gruppe durchgeführt:

Begeben Sie sich mit der Gruppe in die Natur. Jedes Kind soll einen Stein sammeln. Dann werden die Steine vom jeweiligen Finder den anderen Kindern vorgestellt und in wenigen Worten beschrieben.

Danach werden alle Steine in einen Behälter gegeben, aus dem jedes Kind mit geschlossenen Augen einen herausnehmen darf. Diesen soll es erfühlen und dann erraten, wer von den anderen Kindern ihn gefunden hat.


Übung 3: Achtsamkeitsspiel – Gegenstände erfühlen

  1. Sammeln Sie verschiedene Gegenstände z. B. in einer Pappschachtel – das können vertraute oder auch unbekannte Dinge sein.
  2. Dann lassen Sie Ihr Kind die Augen schließen.
  3. Nun reichen Sie ihm den ersten Gegenstand.
  4. Das Kind ertastet ihn. Dabei können Sie ihm Fragen stellen: „Wie fühlt sich der Gegenstand an, welche Form hat er? Wie ist die Oberfläche? Wonach riecht er?“

Als Anreiz können Sie auch eine kleine Belohnung vereinbaren, die Ihr Kind erhält, wenn es beispielsweise die Hälfte der Gegenstände richtig erraten hat.

Alternative Übungsbezeichnung für jüngere Kinder: „Was ist das?“-Spiel

In der Gruppe (z. B. Schule oder Kita) durchgeführt:

Die Kinder schließen die Augen oder verbinden sie. Nun geben Sie dem ersten Kind einen Gegenstand in die Hand. Dieses beschreibt NUR die Oberfläche von diesem Objekt. Dann wird es ans nächste Kind weitergereicht. Dieses riecht daran und beschreibt den Geruch. Das nächste die Form etc.

Nachdem der Gegenstand durch die Reihe gegangen ist, dürfen die Kinder raten, um was es sich handelt. Dann ist das nächste Objekt dran.

Sie können in einer späteren Runde nochmals den selben Gegenstand reichen, allerdings erfolgt der Durchgang in einer anderen Reihenfolge, sodass die Eigenschaften nun jeweils von einem anderen Kind beschrieben werden.

Tipp:

Eine Geschichte, die das Fühlen und Ertasten zum Thema hat und die Sie Ihrem Kind vor der Durchführung der Übung erzählen können:

Eine Achtsamkeitsgeschichte für Kinder: Die fünf Gelehrten und der Elefant

In einem Königreich lebten einst fünf weise Gelehrte. Und sie alle waren blind. Ihr König schickte sie auf die Reise nach Indien, um herauszufinden, was ein Elefant ist.

Dort angekommen, wurden sie von einem Helfer zu einem Elefanten geführt. Sie standen dann um das Tier und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen. Wieder zurück beim König sollten sie über den Elefanten berichten.

Der erste blinde Gelehrte hatte das Ohr des Tieres ertastet und begann: „Der Elefant ist wie ein großer Fächer“.

Der zweite Blinde, der den Rüssel berührt hatte, widersprach ihm: „Nein, er ist ein langer Arm.“

„Stimmt nicht, er fühlt sich an wie ein Seil mit ein paar Haaren am Ende“, entgegnete jener Gelehrte, der den Schwanz des Elefanten ergriffen hatte.

„Er ist wie eine dicke Säule!“, berichtete der vierte blinde Gelehrte, der das Bein ertastet hatte.

Und der fünfte, der den Elefantenrumpf berührt hatte, meinte: „Der Elefant ist wie eine riesige Masse mit einigen Rundungen und Borsten darauf.“

Sie konnten sich nicht einigen, was ein Elefant wirklich ist. Aufgrund ihrer widersprüchlichen Aussagen fürchteten die Gelehrten den Zorn des Königs.

Doch der König lächelte weise:

„Ich danke euch, denn nun weiß ich, was ein Elefant ist: Ein Elefant ist ein Tier mit Ohren wie Fächer, mit einem Rüssel, der wie ein langer Arm ist, mit einem Schwanz, der einem Seil mit ein paar Haaren daran gleicht, mit Beinen, die wie starke Säulen sind, und mit einem Rumpf, der wie eine große Masse mit einigen Rundungen und
ein paar Borsten ist.”

Die Gelehrten senkten beschämt ihren Kopf, nachdem sie erkannten, dass jeder
von ihnen nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte und sie sich zu schnell damit zufriedengegeben hatten.

Verfasser unbekannt

Wir „ergreifen“ tagtäglich unzählige Gegenstände, nehmen viele Dinge in die Hand, aber es kommt selten vor, dass wir etwas davon bewusst „erfühlen“. Und genau darum geht’s bei dieser Achtsamkeitsübung.

Unsere Haut stellt die „Sinnes-Tür“ für diese fühlbaren Wahrnehmungen dar.


Übung 4: Achtsame Gedanken

Alternative Übungsbezeichnung für jüngere Kinder: Zaubergedanken

Der Einfluss und die Macht unserer Gedanken sind uns Erwachsenen durchaus bewusst, Kindern aber weniger bis gar nicht.

Deshalb kann es für Kinder eine enorm wichtige Erfahrung sein, dass ihre Gedanken Einfluss auf ihr Befinden haben und dass sie diese selbst lenken können.

Mit der folgenden Übung können Sie Ihrem Kind die Macht seiner Gedanken vor Augen führen.

Anleitung:

Ihr Kind soll es sich gemütlich machen und die Augen schließen. Nun sagen Sie ihm Folgendes an:

  1. „Was ist deine Lieblingsspeise?“
  2. „Stell dir in Gedanken ganz fest vor, wie du jetzt an [Lieblingsspeise] riechst. Wie riecht sie?“
  3. „Nun stell dir weiter vor, wie du davon einen großen Bissen kostest. Wie schmeckt es?“
  4. „Spürst du, wie dir nun in deinem Mund das Wasser zusammenläuft? Und das nur, weil du an [Lieblingsspeise] gedacht hast.“

Ihr Kind hat nun gelernt, dass allein die Gedanken (sich die Lieblingsspeise intensiv vorstellen) eine körperliche Reaktion (Wasser läuft im Mund zusammen) auslösen können – „Zaubergedanken“.

Diese Achtsamkeitsübung können Sie mit verschiedenen gedanklichen Szenarien durchspielen.

Das Verständnis für die Wirkung seiner Gedanken kann für das Kind so manche Befürchtung entschärfen (Prüfungsangst etc.).

In der Gruppe durchgeführt:

Sprechen Sie mit den Kindern, welche bestimmte Vorstellung und welche Gedanken in ihnen Unbehagen, Angst, Wohlfühlen etc. auslösen. Durch diese offene Besprechung in der Gruppe stellen Kinder fest, was Gedanken bei jedem auslösen und bewirken können. Das ist für sie eine wertvolle Erkenntnis und stärkt ihr Bewusstsein für achtsame Gedanken.


Übung 5: Blindverkostung

  1. Ihr Kind soll die Augen schließen. Es kann auch eine Augenbinde tragen.
  2. Nun reichen Sie ihm der Reihe nach verschiedene vorbereitete Kostproben.
  3. Lassen Sie Ihr Kind zuerst daran riechen. „Was könnte das wohl sein?“
  4. Dann darf es den Happen in den Mund nehmen. „Wonach schmeckt es? Was schmeckst du noch raus? Wie fühlt es sich auf der Zunge an?“

In einer weiteren Runde darf Ihr Kind Kostproben vorbereiten und Ihnen reichen.

Mit dieser Übung richten Sie die Achtsamkeit Ihres Kindes auf seinen Geschmacks- und Geruchssinn.

Denn das Essen kann eine sinnliche Beschäftigung darstellen. Daran ist nicht nur der Geschmackssinn beteiligt, sondern es haben auch der Geruch und das Aussehen der Speise wesentlichen Einfluss darauf, ob uns etwas schmeckt oder eben nicht – das gilt insbesondere bei Kindern.

Es ist oft überraschend, wie schwer uns oft das „Erschmecken“ fällt. Um das Geschmackserlebnis zu intensivieren, können Sie bzw. Ihr Kind auch bei jedem Essen die Augen kurz schließen – auch wenn Sie bereits wissen, was Sie da zu sich nehmen.

Alternative Übungsbezeichnung für jüngere Kinder: Leckerschmecker

Variante für ältere Kinder und Jugendliche: Kitchen Impossible

Ähnlich der bekannten Sendung „Kitchen Impossible“ wird dem Kind bei dieser Übung eine Speise gereicht, aus der es Zutaten herausschmecken soll. Natürlich ist das nur begrenzt möglich.

Allerdings ist es oft erstaunlich, wie fein der Geschmacksinn der Kinder/Jugendlichen ausgebildet ist, sodass sie damit Zutaten herausschmecken, bei denen Erwachsene oft Schwierigkeiten haben.

In der Gruppe durchgeführt:

Die Kinder haben die Augen geschlossen oder verbunden. Nun geben Sie allen Kindern eine Kostprobe von dem gleichen Nahrungsmittel. Das erste Kind beschreibt, wie es sich im Mund und auf der Zunge anfühlt, das nächste, wie die Kostprobe riecht, das weitere, wie es schmeckt etc.

Erst nachdem die Kinder ihre Wahrnehmung geschildert haben, darf geraten werden, um was es sich bei der Kostprobe handelt.

Sie können in einer späteren Runde nochmals das gleiche Nahrungsmittel reichen, allerdings erfolgt der Durchgang in einer anderen Reihenfolge, sodass die Eigenschaften nun jeweils von einem anderen Kind beschrieben werden.


Übung 6: Achtsames Atmen

Sie können die Anleitung Ihrem Kind wieder vorsagen:

  1. „Schließe die Augen.“
  2. „Nun lege deine Hand auf deinen Bauch.“
  3. „Atme durch die Nase tief ein. Spüre, wie sich dein Bauch langsam anhebt und stelle dir beim Einatmen vor, dass du einen guten Duft [z. B. den seiner Lieblingsblume] aufsaugst, der dann deinen ganzen Körper durchströmt.“
  4. „Jetzt ausatmen. Stell dir dabei vor, wie du die Kerzen auf deiner Geburtstagstorte ausbläst.“

Zählen Sie beim Ein- und Ausatmen laut mit. Das erleichtert Ihrem Kind eine gleichmäßige rhythmische Atmung. Beispielsweise drei Sekunden ein- und drei Sekunden lang ausatmen.

Führen Sie das Atemintervall ca. 3- bis 4-mal durch.

Wichtig: Die Atemübung soll für Ihr Kind niemals anstrengend sein.

Alternative Übungsbezeichnung für jüngere Kinder: Hallo Atem!

Tipp 1: 

Jüngeren Kindern gefällt auch die Vorstellung, „Feenstaub“ oder „Zauberpulver“ einzuatmen und dann auszupusten. Fragen Sie Ihr Kind, welche Vorstellung ihm am besten gefällt, umso mehr macht ihm dann auch die Atemübung Spaß.

Tipp 2:

Nach etwas Üben kennen Kinder die Anleitung meist auswendig. Deshalb versuchen Sie mal einen „Rollentausch“. Sie machen die Atemübung wieder gemeinsam, aber dieses Mal lassen Sie Ihr Kind die einzelnen Schritte ansagen. Auch darf es Ihnen danach Fragen stellen, wie Sie die Atemübung erlebt, was Sie gespürt haben etc.

In der Gruppe durchgeführt:

Die Kinder legen sich auf den Boden – am besten auf eine Matte, oder sie setzen sich bequem hin. Dann beginnen Sie mit ruhiger Stimme die einzelnen Schritte anzusagen.


Übung 7: Ein Männlein steht im Walde …

Sicher kennen Sie (und Ihr Kind) auch dieses alte Kinderlied von August Hoffmann von Fallersleben:

Ein Männlein steht im Walde
ganz still und stumm, …

Die Anfangszeilen dieses Liedes können Sie als Anleitung für eine Achtsamkeitsübung heranziehen. Natürlich können Sie diese Zeilen beliebig anpassen – z. B. ein Weiblein, ein Mädchen, …

Anleitung:

Ihr Kind soll für 30 Sekunden die Augen schließen und „ganz still und stumm stehen“. Es soll darauf achten, was es dabei alles wahrnimmt.

Vermutlich werden Ihrem Kind die 30 Sekunden anfangs unglaublich lange vorkommen, aber schon nach etwas Üben hat es ein gutes Zeitgefühl entwickelt.

Varianten:

Nachdem es die Dauer einer halben Minute selbst gut abschätzen kann, können Sie ihm unterschiedliche Zeiten vorgeben.

Gemäß einer weiteren Liedzeile (Das Männlein steht im Walde auf einem Bein) kann Ihr Kind auch mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen und so zusätzlich die Körperwahrnehmung stärken.

In der Gruppe durchgeführt:

Fragen Sie die Kinder, ob sie es schaffen, die Augen für 30 Sekunden zu schließen und während dieser Zeit vollkommen still zu sein. Vermutlich werden alle zustimmen. Dass es doch nicht so einfach ist, wird die Kinder dann überraschen.

Mit einem Glöckchen oder einer Klangschale können Sie das Start- und das Endsignal vorgeben.

Als Variante können Sie den Kindern auch die Möglichkeit bieten, dass sie jeweils selbst entscheiden, wann die Zeit um ist und dann die Augen öffnen – also ohne akustische Vorgabe. Allerdings sollen sich alle still verhalten, bis das letzte Kind die Augen geöffnet hat. Wer am nähesten an die Zeitvorgabe kommt, hat gewonnen.


Übung 8: Die Hand-Methode

Alternative Übungsbezeichnung für jüngere Kinder: Finger-Spiel

Mit dieser von mir entwickelten Grundübung können Sie Ihrem Kind Achtsamkeit vermitteln, indem Sie mit ihm diese Übung gelegentlich gemeinsam durchführen – beispielsweise im Zusammenhang mit einer bestimmten Tätigkeit (Apfel essen, …).

Für die Übung wird jedem Finger ein Sinneskanal zugeordnet.

Tipp:

Erfahrungsgemäß motiviert es Kinder, wenn ihnen für das Erlernen der Übung die Sinnesorgane z. B. mit einem abwaschbaren Stift auf die Finger gemalt werden.

Anleitung:

Nehmen wir an, Sie und Ihr Kind sitzen in der Natur auf einer Bank. Nun können Sie mit der Hand-Methode sich gemeinsam in Achtsamkeit üben.

Gehen Sie dabei die 5 Finger der Reihe nach durch und halten Sie jeweils kurz inne. Nehmen Sie also gemeinsam bewusst wahr:

1. Hören

Sie können sich bei der Beantwortung der Fragen abwechseln. Das macht den Kindern Spaß.

Beispielfragen:

Was hören wir genau jetzt? Welche Geräusche, Klänge und Töne in unmittelbarer Nähe, welche in der Ferne? Sind es viele Geräusche oder eher wenige? Welches ist das lauteste, welches das leiseste?

2. Sehen

Beispielfragen:

Was sehen wir, wenn wir nach unten/oben, seitlich, geradeaus blicken? Was ist neu, was ist uns so noch nie aufgefallen? In Verbindung mit dem Gehörsinn: Was verursacht dieses Geräusch, wo kommt es her? Welche Farbe überwiegt in unserem Blickfeld? Was bewegt sich?

3. Spüren/Fühlen

Beispielfragen:

Was spüren wir wo in/an unserem Körper? Wie nehmen wir die Umgebungstemperatur wahr? Wie ist unser Atem? Wie/was fühlen wir gerade (hier werden auch die Gefühle einbezogen)?

4. Schmecken

Beispielfragen:

Was schmecken wir jetzt, mit unserer Zunge, im Mund? Haben wir einen eher süßen, salzigen, bitteren, sauren (oder umami) Geschmack im Mund?

(Wenn Sie nichts schmecken, weil Sie vielleicht kürzlich nichts zu sich genommen haben, ist das natürlich auch in Ordnung. Nichts muss, alles kann!)

5. Riechen

Beispielfragen:

Riechen wir jetzt etwas, wenn ja, was genau? Woher kommt der Duft?

(Während wir durch Schmecken nur sehr wenige Geschmacksrichtungen wahrnehmen, gibt es unzählige Gerüche, die wir riechen können. Indem Sie gemeinsam schnüffeln wie ein Hund oder Kaninchen, nehmen Sie Gerüche intensiver wahr.)

In der Gruppe durchgeführt:

Gehen Sie mit der Gruppe die Finger nacheinander durch. Beim jeweiligen Finger darf jedes Kind eine einzige „Sache“ nennen. Dann folgt das nächste Kind.

So wird den Kindern auch bewusst, wie individuell die Wahrnehmungen sein können und sie achten z. B. auf das Gehörte (Daumen) der anderen Kinder.

5 Achtsamkeitsübungen für Kinder (PDF, zum Ausdrucken)

Die Anleitungen im folgenden PDF-Dokument sind ein kurzer Ausschnitt aus dem Downloadpaket.

(→ Alle Infos zum Downloadpaket „Achtsamkeit für Kinder“ – hier klicken).


Achtsamkeitstraining für Kinder

Der Zweck eines Achtsamkeitstrainings bzw. eines Achtsamkeitskurses besteht darin, dass sich Kinder eine Routine aneignen.

Für ein solches Training bietet sich ein Achtsamkeitsritual.

Denn Kinder lieben Rituale!

Lieb gewordene Wiederholungen bzw. Abläufe sind wie kleine Fixpunkte in ihrem Leben. Rituale bieten ihnen Halt, Sicherheit und Orientierung.

Deshalb: Etablieren Sie ein Achtsamkeitsritual.

Gehen Sie am besten so vor:

  1. Probieren Sie mit Ihrem Kind verschiedene Achtsamkeitsübungen aus.

    Mit dem Downloadpaket erhalten Sie ein E-Book mit über 40 Übungen sowie Übungskärtchen zum Ausschneiden → alle Infos – HIER klicken.


  2. Notieren Sie auf Zettelchen oder Karten jene Achtsamkeitsübungen, die Ihrem Kind besonders gefallen und Spaß machen. Dann in ein schönes Gefäß geben.
  3. Lassen Sie Ihr Kind in regelmäßigen Intervallen (z. B. jeden Mittwoch und Samstag oder 1x pro Woche) eine Karte ziehen. Für Kinder ist das stets ein spannender Akt mit Überraschungseffekt.
  4. Diese gezogene Achtsamkeitsübung wird nun täglich mit dem Kind durchgeführt – beispielsweise am Abend vor der Gute-Nacht-Geschichte.
  5. Nachdem das Übungsintervall (z. B. nach einer Woche) um ist, wird die Karte mit der durchgeführten Achtsamkeitsübung beiseitegelegt.
  6. Das Kind zieht eine neue Übung, die in den nächsten Tagen durchgeführt wird. Kommt es mit einer bestimmten Übung nicht zurecht, wird diese aussortiert.
  7. Das Ganze wiederholt sich, bis das Gefäß leer ist.

Durch dieses Training finden Sie für Ihr Kind die wirksamsten Übungen, auf die es dann im Alltag jederzeit zugreifen kann.

Unterstützung: Entspannungsmusik & Naturgeräusche

Entspannungsmusik und Naturtöne können das Achtsamkeitstraining unterstützen.

Wenn Ihr Kind beispielsweise Mandalas ausmalt und im Hintergrund sanfte Entspannungsmusik läuft, fällt es ihm leichter, sich in die Tätigkeit zu vertiefen.


Eine konkrete Anleitung, wie Sie Entspannungsmusik und Naturtöne von einem YouTube-Video in eine MP3-Datei umwandeln und herunterladen, ist ebenfalls im Downloadpaket enthalten. (→ Alle Infos zum Downloadpaket – hier klicken).


Beispiel für Entspannungsmusik:


Achtsamkeitsübungen für Erwachsene und Kinder – worin besteht der Unterschied?

Achtsamkeitsübungen für Kinder orientieren sich an jenen für Erwachsene.

Allerdings werden sie abhängig vom Entwicklungsstand der Kinder und Jugendlichen entsprechend modifiziert.

Dabei wird u. a. berücksichtigt, dass Kinder im Vergleich zu Erwachsenen eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne haben – etwa durch eine kürzere Übungsdauer, dafür mehr Wiederholungen. Zudem basiert das Achtsamkeitstraining für Kinder in der Regel vor allem auf Sinneswahrnehmungen, während bei Erwachsenen auch die Reflexion innerer Erfahrungen eine Rolle spielt.

Insbesondere bei jüngeren Kindern obliegt es primär den Eltern (auch LehrerInnen und PädagogInnen), den Kindern Achtsamkeit zu vermitteln.

Wie Kindern Achtsamkeit erklären?

Grundsätzlich versteht man unter Achtsamkeit eine Aufmerksamkeit ohne Bewertung. Also eine innere Haltung, in der wir das Hier und Jetzt wahrnehmen, ohne es in Gut und Schlecht zu unterteilen, ohne es zu hinterfragen oder ändern zu wollen.

Bei Kindern geht es im Zusammenhang mit Achtsamkeit primär um die Bewusstseinsförderung der eigenen Sinnesfähigkeiten.

Einem (Klein-)Kind können Sie Achtsamkeit z. B. so erklären:

Wenn du achtsam bist, dann ist das so, als könntest du plötzlich ganz besonders tolle Sachen. Stell dir vor, du hast eine Zauberkugel. Jedes Mal, wenn du diese Zauberkugel in die Hand nimmst, geschieht etwas Magisches [oder Geheimnisvolles].

Dann hast du Superaugen – wie ein Adler, ein Chamäleon oder eine Libelle. Damit kannst du alles sehen, was jetzt gerade um dich herum geschieht. Du hast Ohren, mit denen du fantastisch hören kannst – wie Fledermäuse oder Elefanten.

Du hast eine Supernase, mit der du alles riechen kannst – so wie ein Hund. Und wenn du mit deinem Mund etwas isst oder trinkst, kannst du alles ganz genau herausschmecken, ohne zu schauen, was du da zu dir nimmst.

Dann kannst du noch mit deinen Händen oder auf deiner Haut alles fühlen: z. B. ob etwas kalt oder warm, eckig oder rund, glatt oder grob, weich oder hart ist.

In Bezug auf diese Beschreibung können Sie Ihrem Kind eine „Zauberkugel“ (z. B. eine Murmel) schenken. Sobald es die Kugel in die Hand nimmt, wird es ihm leichter gelingen, in den Achtsamkeitsmodus zu wechseln und seine Sinne für das Hier und Jetzt zu schärfen.

In eigener Sache

❁ Zeitblüten-Downloadpaket:

Auszug aus den Rezensionen des Downloadpakets / ANGELA BAUMGARTNER, Dipl. Sozialberaterin, Lienz:

„Ich bin absolut begeistert von dem Inhalt. Alle Übungen sind sehr wertvoll, abwechslungsreich, motivierend und vor allem auch umsetzbar. Ein weiterer wertvoller Schatz für meine Arbeit mit Kindern.“

Was bewirken Achtsamkeitsübungen bei Kindern?

Achtsamkeitsübungen wirken sich bei Kindern gemäß Studien auf verschiedene Bereiche positiv aus:

  • Konzentrationsfähigkeit
  • Impulskontrolle
  • erholsamen Schlaf
  • Selbstwahrnehmung
  • Umgang mit herausfordernden Situationen
  • Angstbewältigung
  • innere Stärke und Resilienz
  • Zufriedenheit und Wohlbefinden

Die einzelnen Studien sind im Downloadpaket aufgelistet.

Mit Kindern Achtsamkeit üben: 10 Tipps

Folgende Punkte sollten Sie dabei berücksichtigen:

  1. Bei Achtsamkeitsübungen zählt niemals der Leistungsgedanke. Achtsamkeit soll also nicht dem Zweck der Selbstoptimierung dienen – schon gar nicht bei Kindern.
  2. Üben Sie keinen Druck auf Ihr Kind aus. Nehmen Sie einfach wahr, was ihm gefällt, was es gerne macht, und akzeptieren Sie es, wenn es eine Übung nicht mitmachen möchte.
  3. Fangen Sie in kleinen Schritten an, ohne auf eine bestimmte Regelmäßigkeit zu pochen.
  4. Für Ihr Kind sollten beim Üben der Spaß und die Freude im Vordergrund stehen.
  5. Übungen, bei denen sich Ihr Kind nicht wohlfühlt, die ihm nicht gefallen, einfach auslassen.
  6. Sie können das Üben auch zu einem gemeinsamen Ritual gestalten – quasi eine gemeinsame Auszeit im Alltag. Es wird die Verbindung zu Ihrem Kind stärken und die emotionale Nähe fördern.
  7. Sie können die obigen Übungen beliebig abwandeln und so den Anforderungen und Wünschen Ihres Kindes anpassen.
  8. Jüngeren Kindern sollten die Übungen spielerisch vermittelt werden.
  9. Um bei älteren Kindern und Jugendlichen einen nachhaltigen Effekt zu erreichen, ist insbesondere der Austausch nach der Durchführung der Übungen wesentlich – also sprechen Sie mit Ihrem Kind bzw. den Kindern über das Erlebte und über die wahrgenommene Wirkung.
  10. Kinder orientieren sich immer an ihren Eltern. Deshalb seien Sie auch in Bezug auf Achtsamkeit ein Vorbild für Ihr Kind. Es geht also darum, dass Sie Ihr Kind achtsam begleiten und Achtsamkeit vorleben. So können Sie beispielsweise in der Familie hin und wieder einen gemeinsamen Tag der Achtsamkeit einlegen – etwa an einem schulfreien Tag einige Achtsamkeitsspiele durchführen.

Genießen Sie die gemeinsamen Achtsamkeitserfahrungen!

Nun wünsche ich Ihnen viele schöne Achtsamkeitserfahrungen mit Ihrem Kind. Mögen diese Momente der Vertrautheit Ihre Beziehung stärken!

Burkhard Heidenberger

In eigener Sache

 ❁ ZeitblütenDownloadpaket: 

Sie wollen Ihr Kind beim Achtsamwerden unterstützen und zugleich seine Konzentrationsfähigkeit fördern?

Hilfe & Anleitungen (auch als Unterrichtsmaterial geeignet) erhalten Sie hier:

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Kommentare

  • Ruth Maurer

    Wirklich sehr schöne Übungen und gut aufbereitet. Daumen hoch! War auf der Suche nach Übungen für meine Klasse, weil es mir wichtig ist, dass Thema Achtsamkeit meinen Schülern näher zu bringen.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Danke Frau Maurer! Viel Freude bei der Umsetzung mit Ihren Schülern.

  • Anni

    Lieber Herr Heidenberger,

    danke für die wieder tolle Zusammenstellung.

    Unser Sohn ist nun 5 Jahre alt und einige seiner Freunde haben in schon ein Tablet, was ich für dieses Alter ganz schrecklich finde. Für mich ist das immer ein Zeichen, dass die Eltern dieser Kinder sich zu wenig Zeit nehmen oder vielleicht auch haben und es als Beschäftigungsgerät sehen. Irgendwie traurig.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Danke Anni!

  • Azra

    Ich finde die Idee mit den Alternativbezeichnungen super, denn man muss den kleineren Kindern das achtsam sein spielerisch zeigen, das habe ich auch bei uns im Kindergarten gesehen, wie prima das dann funktioniert und wie gerne die Kinder mitmachen. Eine Übung mit einer Geschichte verbinden wie die mit dem Elefanten finde ich auch klasse. ❤️

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Danke schön!

  • Lisa Gebauer

    Hallo Herr Heidenberger,

    ich leite bei uns an der Volksschule mit einer Kollegin die Nachmittagsbetreuung. In unregelmäßigen Intervallen stellen wir für Eltern eine kleine Broschüre zusammen mit Tipps, Infos und Lesenswertem. Dieses Heftchen kommt stets sehr gut an. Gerne würde ich einen Auszug dieser Übungen in die Broschüre aufnehmen, natürlich mit Quellenangabe und mit Ihrem OK?

    LG

    Lisa

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Gerne dürfen Sie die Übungen (mit Quellenangabe) für Ihre Broschüre verwenden.

  • Gero

    Gute Anleitungen. Gefällt mir!

  • Lebo

    Gute Übungen und das mit den Kärtchen und Ritual ist auch sehr gut. Werde ich mit Tochter machen.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Dann wünsche ich Ihnen und Ihrer Tochter schöne gemeinsame Achtsamkeitsmomente.

  • Birgit Wördehoff

    Lieber Herr Heidenberger, ganz herzlichen Dank für die schönen Übungen, die schon beim Lesen mein Herz erfreuen! Birgit Wördehoff

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Sehr gerne, Frau Wördehoff! Freut mich, dass sie Ihnen gefallen.